Am 2. Juli findet mit der achten Véritable im pfälzischen St. Martin eine der hochkarätigsten Weinmessen Deutschlands statt. Organisator und Netzwerker Uwe Warnecke präsentiert dort erstmals seinen eigenen Wein.
Ob Alois Lageder aus Südtirol, Villa Santo Stefano aus der Toskana, Gantenbein aus Graubünden, oder deutsche Edel-Winzer wie Knipser und Robert Weil. Wenn Uwe Warnecke bei der Winzer-Elite Europas anfragt, folgen sie ihm prompt ins südpfälzische St. Martin. Zur achten Véritable werden 92 Spitzenweingüter aus 37 Anbaugebieten in acht Ländern das beschauliche Örtchen einmal mehr zum Mekka der Weinszene machen. Über 650 Hoteliers, Gastronomen, Sommeliers, Fachhändler und Journalisten geben sich im Aloisiushof von Gastgeber Philipp Kiefer ein Stelldichein.
Geht es um Wein, treffen die derzeit geradezu inflationär bemühten Begriffe „Networker“ und „Influencer“ auf Uwe Warnecke zu wie wohl auf niemand sonst. Er kennt jeden der Wein-Granden persönlich und er lebt die Weinkultur im alten Stil – Instagram, Selfies oder Twitter sind ihm fremd. Gefragt nach den Tropfen, an die er besonders ehrfurchtsvoll zurückdenkt, nennt er neben einem 1947 Cheval Blanc aus der Magnumflasche einen 1911er Pétrus und Romanée Conti. Ältere Knipser-Weine aus der Pfalz sind für ihn „der Wahnsinn“. In der Heimat bleibt er auch, wenn es um seinen Tagesbedarf geht. Dann trinkt er gern die Rieslinge von Philipp Kiefer, den er seit zehn Jahren kennt.
„Crazy Uwe“, wie er sich selbst gern nennt, blickt auf eine illustre Gastro-Karriere zurück. Bevor er die Weinmesse Véritable ins Leben rief, war er Maître d’Hôtel und Sommelier im Deidesheimer Hof, Oberkellner im Schlosshotel Kronberg, wo er Könige und internationale Polit-Granden bedient hat und Sommelier im Parkhotel Restaurant „La Truffe“ – was freilich nur einen kleinen Teil seiner Laufbahn widerspiegelt.
Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl, der den Deidesheimer Hof hierzulande auch dem breiten Boulevard bekannt gemacht hat, hat ihn geduzt. „Eine absolute Wein-Granate“, nennt ihn der Ellerstadter Top-Winzer Markus Schneider. Nun also sein eigener Wein mit dem vielsagenden Namen „Zack Zack“ – wohl eine selbstironische Anspielung auf sein Naturell: Schnell muss es bei ihm gehen, denn Warnecke sprudelt vor Ideen, die nie nachlassende Passion für den Rebsaft macht ihn rastlos.
Bei seinem Freund Nik Weis, der an der Mosel das Top-Weingut St. Urbans-Hof führt, besorgte er sich zwei Fuderfässer mit je 1000 Litern. Darin ließ er Riesling-Most aus der Maikammerer Lage Heiligenberg, der während seiner gesamten Wein-Werdung naturrein blieb auf 53 Gramm Restzucker vergären. „Spontanvergärung heißt das Zauberwort – viele wollen das, aber können es nicht“, unterstreicht „Crazy Uwe“, der von moderner Weinstilistik wenig hält. Gekeltert hat ihn nach seinen Vorgaben Philipp Kiefer in einem 250 Jahre alten Keller nahe des Weinguts Aloisiushof. In der Nase Noten von Kiwi, Zitronensaft und frische Kräuter, am Gaumen eine lebhafte, feine Frucht, sehr ausgewogen, die Säure von acht Promille präsent und knackig – „Zack Zack“ offenbart Mosel-Stilistik in der Pfalz.
„Nach meiner Erkenntnis steht hier ein blitzblanker Wein im Glas. Riesling, wie man ihn früher regelmäßig bekommen hat – pur, und blank wie die Natur nur noch an wenigen Plätzen anzutreffen ist“, lobt mit Paula Bosch eine der renommiertesten Sommelièren Deutschlands. Nur neun Volumenprozent Alkohol schlummern im Zack Zack. „Crazy Uwe“ hat an nichts gespart: die 0,75 Liter-Schlegelflasche mutet sehr hochwertig an, allein den Korken hat sich Warnecke einen Euro kosten lassen. Die erhabene Schrift auf dem Etikett vervollständigt die edle Eleganz. Zu beziehen ist der 2016er Riesling zum Preis von rund 23 Euro über Ardau Weinimport und das Weingut Aloisiushof.
Warneckes Wein zeigt: „Crazy Uwe“ weiß nicht nur, wovon er spricht, wenn es um vergorenen Traubenmost geht. Er versteht auch aufs Trefflichste, einen solchen zu erzeugen. Im kommenden Jahr dürfte sein Rotwein trinkreif sein. Die Fachwelt ist gespannt.
Sellawie-Empfehlung: Aloisiushof-Winzer Philipp Kiefer hat nicht nur hervorragende Arbeit für „Crazy“ Uwe Warnecke geleistet. Auch seine eigenen Erzeugnisse überzeugen auf ganzer Linie. Hervorragend ist sein im Barrique ausgebauter Sauvignon Blanc „Ambrosia fumé“. Der Gault&Millau schrieb in seiner 2016er Ausgabe vollkommen zurecht: „Kiefer hat es geschafft, aus einem Weingut einen Betrieb mit Ambition, Profil und Souveränität zu entwickeln.“
Weitere Informationen zur achten Véritable am 2. Juli in St. Martin unter https://veritable.de/
Fotos: Sandra Euler, Aloisiushof (1)