Der fantastische Panoramablick über die Bucht von Saint-Tropez bis hin zu den Alpen legt eigentlich den Vergleich mit Hitchcocks ebenso hinreißendem Filmklassiker „Über den Dächern von Nizza“ nahe.
Doch genau genommen liegt die Villa Belrose in der 2800 Seelen-Gemeinde Gassin, knapp neun Kilometer von Saint-Tropez entfernt. Die Terrasse des feinen, zur Althoff Gruppe gehörenden Hauses, wurde im vergangenen Jahr vom Guide Michelin zu den zehn schönsten ihrer Art in Frankreich gewählt. Selbst dieses Lob scheint untertrieben, eine erhabenere Aussicht ist wohl in ganz Europa nur schwer zu finden.
Ganz im Gegensatz zum nahen Saint-Tropez, logieren in der Villa Belrose, eher diejenigen Promis, die nicht im Rampenlicht stehen müssen. Prinzessin Anne etwa – oder die Mitglieder der Familie Quandt. Nur 40 Gästepaare finden in dem Boutique-Hotel Platz, in dem Robert van Straaten Gastgeber mit Leib und Seele ist. „ An der Hotelbar würde er am liebsten mit Mel Gibson oder der Königin von England einen Drink nehmen, das vollkommene irdische Glück ist für den Niederländer viel einfacher zu haben: „Auf einem Handtuch einen Nachmittag mit meiner Frau und meinen beiden Söhnen verbringen – dazu etwas Melone und Schinken.“
„Im Winter ist es ein Ort mit keinen 6000 Einwohnern und im Sommer mit ein bis zwei Millionen, manche sagen sogar drei bis vier Millionen Menschen. Wir werden praktisch zur Weltstadt, wo 24 Stunden am Tag alles möglich ist“, berichtet der stets gut gelaunte Zwei-Meter-Mann, der seit über zehn Jahren im Amt ist.
Der Faszination dieses kleinen Hafenstädtchens erliegen ebenso Karl Lagerfeld wie Roman Abramowitsch und die indische Familie Mittal, die zu den reichsten Menschen der Welt zählen. Hollywood-Star Leonardo Di Caprio hat sich für die Gründung seiner Umweltschutz-Stiftung mit gutem Grund für Saint-Tropez entschieden: Im Jahr 2014 konnte er binnen drei Stunden rund 50 Millionen Euro einsammeln.
Auch wenn die Preise wenig einladend wirken, sollte man sich einen Espresso oder ein Gläschen Wein im „Café Sénéquir“ gönnen, denn hier sitzt man in der ersten Reihe – nur einen Steinwurf entfernt von den ankernden Jachten.Villa Belrose-Direktor Robert van Straaten empfiehlt die Terrasse des Hotels Le Sube am Quai Suffren. Winzig klein, aber mit einem traumhaften Blick über die Marina ist sie genau richtig für ein Häppchen zwischendurch. Fast beschaulich im kosmopolitischen Trubel des Promi-Hotspots ist es, sich auf der Place des Lices auf eine Parkbank zu setzen und den Männern beim Boule-Spiel, das hier Pêtanque heißt, zuzusehen. Ebenfalls empfehlenswert ist der Markt, der hier jeden Samstag und Dienstag stattfindet.
Die knapp 80 Quadratkilometer große Halbinsel von Saint-Tropez ist Teil eines großzügigen Naturschutzgebietes, für das es kein Baurecht gibt. Das macht sie zu einer der ganz wenigen Bezirke an der Côte d’Azur, die bis heute ohne Bausünden geblieben sind. Nur knapp 20 Autominuten – sofern man von den omnipräsenten Staus verschont bleibt – vom Hotel entfernt, beginnt der Strand von Pampelonne. Mit fünf Kilometern ist er so lang wie kein anderer an der ganzen Côte d’Azur. Und er ist gespickt mit einer ganzen Reihe von teils exklusiven Beach-Locations, in denen der Champagner in Strömen fließt.
Auch wer die schweißtreibenden Preise für Speis und Trank scheut, kann das maritime Treiben genießen. Denn der letzte Teil vom Strand immer Eigentum vom französischen Staat. Das heißt, diese zweieinhalb Kilometer kann man von links nach rechts abwandern und kommt fast zwangsläufig an den legendären Strand-Hotspots wie Club 55 und Nikki Beach vorbei.
Exzellente Gastlichkeit erwartet das anspruchsvolle Côte d’Azur-Klientel in der Villa Belrose. Wie in allen Häusern der Althoff Hotel Collection, findet sich auch hier eine ausgezeichnete Küche. Seit Juni vergangenen Jahres führt der mit einem Stern gekürte Pietro Volontè Regie im Gourmetrestaurant. Zuvor arbeitete er fast zehn Jahre lang mit Zweisternekoch Simone Zanoni, zunächst in Gordon Ramsays Restaurant in London und danach im Trianon Palace Waldorf Astoria in Versailles. Als französisch-mediterrane Kreationen mit italienischen Einflüssen beschreibt Volontè seine kulinarische Mission.
Das zeigt sich geradezu paradigmatisch an der Frühlings-Gemüse-Tarte à la Provençale mit Parmesan, schwarzen Oliven und Basilikum Sauce – gleichsam die Hautgout gewordene Verkörperung des Belros’schen Savoir de Vivre.Zuvor beginnt der Reigen mit einem raffinierten Amuse-Bouche: Eine Stracciatella-Creme mit winzigen Melonen- und Gurkenkügelchen, serviert mit einer geeisten roten Paprikasuppe und einem Parmaschinken-Chip.
Taufrisch und saftig munden die hand-gefischten Jakobsmuscheln von der Insel Sky, die ebenso so klug wie kunstvoll von einer Deklination von Erbsen und geräuchertem Ricotta begleitet werden.
Die präzise durchgearbeiteten Seeteufel-Medaillons sind – was gar nicht nötig wäre – mit Lachs gespickt. Dazu eine gebratene Artischocke und Pecorino-Raspeln sowie Saubohnen und Safransauce. Was zunächst aromatisch überfrachtet anmutet, entpuppt sich schon bald als differenziertes Geflecht, in dem jedes Element seinen Platz und Luft zur Entfaltung hat.
Das hohe Niveau hält auch das Filet vom Piemonteser Rind. Klassisch, ja fast zu konservativ kommt es mit Lauchpüre, geschmorten Silberzwiebeln und Rotwein Sauce aufs edle Porzellan. Mit dem Tomatenschwamm schlägt Pietro Volontè gekonnt die Brücke ins kulinarische Jetzt.
Beim außen knusprigen und innen wunderbar saftigen Financier-Kuchen mit seinem hauchdünne Schokoladenblatt wird die erdenschwere Süße von zwei Zitronen und einem Tequila-Sorbet besänftigen, während die Pesto-Sauce für den ebenso gewagten wie beglückenden sensorischen Kontrapunkt sorgt.
Sommelier Joao Ribeiro begleitet sämtliche Speisen souverän und erweist sich als kongenialer Begleiter des Küchenchefs. Mit mehr als 500 ausschließlich französischen Weinen ist die Weinkarte des “Le Belrose” eine der umfangreichsten der Region.
Restaurantmanagerin Diana Schlüssler glänzt mit Kompetenz und authentischer Herzlichkeit. Schon seit 2006 wirkt sie in der Villa Belrose, wo sie sich augenscheinlich pudelwohl fühlt. Ihr guter Geist scheint das gesamte Team zu beseelen – und ist ein guter Grund mehr, eine Auszeit über den Dächern von Saint Tropez zu nehmen. Denn hier oben ist man mehr ist als nur ein gewöhnlicher Gast.