Sie trifft regelmäßig die wichtigsten Wirtschaftsführer und ist bekannt für ihre skeptischen Prognosen. Sandra Navidi, Finanzmarktexpertin und Managementberaterin blickt in ihrem Buch Super-hubs hinter die Kulissen des Geldadels.
Super-hubs, nennt Navidi die Knotenpunkte innerhalb des Finanzsystems. Ihre Entscheidungen jagen Tag für Tag tausende Milliarden Dollar um den Globus und beeinflussen Industrien, Arbeitsplätze, Wechselkurse, Rohstoffe – und somit auf unser Leben. Wladimier Putin, dem Vernehmen nach 200 Milliarden US-Dollar schwer, ist ein Parade-Beispiel für einen solchen „Super Hub“. Beim Übergang von der kommunistischen Sowjetunion zum marktorientierten Russland haben sich dort eine Handvoll Super-hubs gebildet: die Oligarchen – mit Putin an der Spitze.
Ihre Botschaft: In unserem Finanzsystem bilden sich im Zuge automatischer Dynamiken immer wieder die gleichen Netzwerkstrukturen und damit auch Machtgefüge, die sich mit der Zeit unweigerlich verfestigen und die Gesellschaft letztlich in eine Schieflage bringen. Je gravierender diese Schieflage werde, so Navidi, desto größer würden die gesellschaftlichen Erschütterungen und systemischen Verwerfungen bestehender Strukturen. Teil der Botschaft ist auch, dass man in einem komplexen System Probleme nur im Gesamtzusammenhang lösen kann, weil man sonst unbeabsichtigte Konsequenzen auslöst.
Was für manche nach Verschwörungstheorie riechen mag, ist für die frühere Mitarbeiterin des Starökonomen Nouriel Roubini pure Realität. „Genau das Gegenteil ist der Fall“, ist sie überzeugt, „ich erläutere, dass sich durch die auf der Netzwerktheorie beruhenden Gesetzmäßigkeiten gleichsam naturgesetzlich immer wieder die gleichen Strukturen bilden. Das trifft auf alle Systeme zu, sei es in der Umwelt, dem Internet, unserem Gehirn oder der Finanzwelt.“ Gefährlich wird es indes bei den Global Players, weil diese durch ihre persönlichen Beziehungen ihre Macht exponentiell vergrößern. So kann das Resümee der Autorin nur lauten: „Wir leben in einer Welt, die sowohl national als auch global immer instabiler wird.“
Ihr Wissen ist fundiert: Dank ihrer Tätigkeit an der Wall Street hat Navidi, die sich vor einigen Jahren mit ihrer Beratungsfirma BeyondGlobal LLC in New York selbständig gemacht hat, immer wieder die Chance, Finanzchefs und hochrangige Entscheider nicht nur in ihrem professionellen, sondern auch in deren persönlichen Umfeld zu betrachten.
Mit großem Sachverstand und doch verständlich geschrieben zeigt Sandra Navidi als Insiderin der Hochfinanz in ihrem 320 Seiten umfassenden Buch auf, warum die Regulierung der Finanzindustrie an ihre Grenzen stößt. Ebenso erfährt der Leser, wie es Normasterbliche in die höchste Ebene der Finanzindustrie schaffen – und warum so wenige Frauen dabei sind.
Sandra Navidi: Super-hubs: Wie die Finanzelite und ihre Netzwerke die Welt regieren, FinanzBuch Verlag, ISBN: 978-3-89879-959-1