San Francisco zählt zu den schönsten Metropolen der Welt. Abseits des Großstadtrummels, aber nah genug für ausgiebige City-Trips ist Sausalito der perfekte Ausgangspunkt für Erkundungen.
„Sittin’ on the dock of the bay – watchin’ the tide roll away“ sang Otis Redding beim Anblick der Wellen, die sich träge im Hafenbecken vor- und zurückbewegten, während sich die Sonne in der San Francisco Bay spiegelte. Den Text dazu schrieb er im nördlich von San Francisco gelegenen Sausalito. Es war während der Flower-Power-Zeit der sechziger Jahre, als das Hafenstädtchen zu den Hochburgen der Hippie-Bewegung zählte.
Heute sind es vor allem gut situierte San-Francisco-Pendler, die in dem Ort direkt hinter der Golden Gate Bridge wohnen. Vom freigeistigen Flower-Power-Flairs zeugen heute allenfalls noch die rund 300 Hausboote, auf denen sich viele Aussteiger in den 60er-Jahren niederließen.
Vornehm wohnen lässt es sich in der Casa Madrona & Spa, einer viktorianischen Villa an der Uferstraße, die hier Bridgeway heißt. Das Boutique-Hotel, gehört zur exklusiven Riege der „Small Luxury Hotels of the World“ und trägt den Namen der Madronas, amerikanische Erdbeerbäume, die bis zu 500 Jahre alt werden können und deren Holz im Jahr 1885 zum Bau des Anwesens verwendet wurde. Eröffnet wurde das Casa Madrona in den 1920er-Jahren als Frühstückspension.
Die 64 Zimmer und Suiten sind in maritimen Blau- und Grautönen gehalten, einige verfügen über große Terrassen oder einen Balkon mit Postkartenblick auf die San Francisco Bay. Das Design der Hillside Cottages spiegelt den historischen Charme des Hotels wider und schlägt mit Regalen aus recyceltem Glas und polierten Chromarmaturen die Brücke in die Moderne. Offene Kamine sorgen in der kühleren Jahreszeit für Behaglichkeit. Im „Piper Room“ haben Pink Floyd 1967 während ihrer ersten Nordamerika-Tour ihr Debütalbum „Piper at the Gates of Dawn“ promotet.
Wer das Extravagante liebt – und es sich leisten kann – logiert in der in der Alexandrite Suite mit ihren 325 Quadratmetern Wohnfläche und einer 140 Quadratmeter großen Terrasse. Mindestens 10.000 Dollar sind für eine Nacht vom vermutlich gut gefüllten Bankkonto zu überweisen. Doch dafür lockt Luxus pur, wie etwa die große Videowand im riesigen Wohnzimmer oder der offene und in Richtung Bay gerichtete Küchen- und Essbereich samt eigenem Koch.
Zur Suite gehören zudem ein Büro sowie ein privater Fitnessraum mit modernsten Geräten. Mit dem goldfarbenen Teleskop können Gäste das Treiben der Nachbarn in der Richardson Bucht beobachten. Der Clou ist der Kellner mit Propeller: Eine Drohne beliefert die Gäste mit Champagner. Ungleich angenehmer ist aber der Umgang mit leibhaftigen Helfern, allen voran Patricia „Patti“ Arp. Die sympathische Rezeptionschefin zeigt sich äußerst hilfsbereit – immer mit einem Lächeln, das von Herzen kommt. Wie eine Mutter kümmert sie sich um die Anliegen ihrer Gäste.
Unmittelbar neben dem Hotel liegt die Trattoria Poggio. Dort speist man mit Blick auf den Hafen von Sausalito. Ob draußen oder drinnen hinter bodentiefen Fenstern, die sich öffnen lassen. Der Mix aus gemütlicher Atmosphäre und aufmerksamem Service zieht hungrige Flaneure schnell in seinen Bann. Auf der Speisekarte von Küchenchef Benjamin Balestri finden sich italienische Klassiker mit kalifornischem Dreh. So kombiniert der 32 Jahre alte Kalifornier mit sizilianischen Wurzeln beispielsweise die gegrillten Calamari mit Kichererbsenpüree, Rucola, Fenchel, Zitrone und Mandel. Dabei lässt sich Balestri von Zutaten inspirieren, die in der Nähe verfügbar sind. Dass er gern mit Kräutern hantiert, zeigt besonders geschmackvoll sein knusprig-krosses Pizzabrot mit fruchtigem Olivenöl, Rosmarin, Thymian und Petersilie. Eine feine Kräutermischung macht auch den im Ganzen gegrillten Wolfsbarsch zur Gaumenfreude. Die Weine kommen zumeist aus Italien sowie dem nahen Sonoma- und Napa-Valley. Wer gut gesättigt das Poggio verlässt, weiß: Der Guide Michelin verlieh dem Restaurant seinen Bib Gourmand „für sorgfältig zubereitete und preiswerte Mahlzeiten“ mit gutem Grund.
Nur wenige Meter entfernt vom Casa Madrona Hotel & Spa startet die Fähre nach San Francisco. Die Fahrt macht sich gleich mehrfach bezahlt. Zum einen schlägt eine Fahrt mit dem PKW über die Golden Gate Bridge in Stadtrichtung mit 7,75 Dollar Maut zu Buche (der Weg zurück ist kostenlos), Parkplätze sind teuer und der Stadtverkehr gerät allzu oft ins Stocken.
Zum anderen – und das ist weit wichtiger – ist der herrliche Blick auf die immer näherkommenden City und das berühmte Gefängnis Alcatraz während der gesamten gegenwärtig. Überhaupt: San Francisco steht geradezu paradigmatisch für eine Stadt, die vom Wasser aus entdeckt werden will. Frühaufstehern im Casa Madrona Hotel ist ausdrücklich der malerische Spaziergang zur drei Meilen entfernten Golden Gate Bridge zu empfehlen – am besten kurz nach Sonnenaufgang, wenn das Morgenlicht die Szenerie in klares, sattes Licht taucht. An der Nordspitze der Marin Headlands lässt sich der Blick auf die längste und meistbesuchte Hängebrücke der Welt und zugleich auf die Skyline von San Francisco so gut genießen wie wohl nirgendwo sonst.
Fotos: Christian Euler