Palazzo Stuttgart Harald Wohlfahrt lässt einmal mehr die Kassen klingeln, nachdem schon in der vergangenen Saison knapp 30 000 Besucher das mit 140 Lüstern und mehr als 1200 Spiegeln dekorierte Zelt am Cannstatter Wasen besuchten. Mittlerweile läuft bereits die dreizehnte Dinnershow unter dem Namen des besten deutschen Küchenchefs aus Baiersbronn und es deutet einiges auf einen neuen  Zuschauerrekord hin.

Palazzo Stuttgart Premiere 2016 161109_wl_vfb_#### Foto: Copyright Wolfgang List - 09.11.2016 Mobil 0172-7107756 Veröffentlichung mit Bildunterschrift "Foto Wolfgang List" und Zusendung eines Belegexemplares gilt als vereinbart
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“Global Players”, lautet der Titel des aktuellen Programms, die Künstler stammen aus aller Welt. Einen Mix aus rund einem Dutzend unterschiedlichen Nationen unter einem Dach zu präsentieren ist gerade in der heutigen Zeit der Fremdenfeindlichkeit ein Statement. Noch nie war ein Palazzo-Ensemble so international besetzt.

Andreas Wessels führt als Gastgeber und Künstler in Personalunion durch den gut dreieinhalbstündigen Abend. Schon 1996 zählte „Der Spiegel“den damals 23-jährigen zu den besten seiner Zunft. Jonglieren mit großen Bällen, die Königsdisziplin der Artisten, ist sein Steckenpferd. Gleich sechs Bälle fliegen gleichzeitig durch die Luft, während er über ein Seil springt.

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Im zarten Alter von 15 Jahren hat er sein Hobby entdeckt, das später seine Berufung werden sollte. Für einige Nummern habe er 20 Jahre gebraucht, so der gebürtige Berliner. „Nun bin ich mit 43 zu alt, um sie zu spielen“, kokettiert Wessels – wohl wissend, dass seine Kunststücke im Laufe der Zeit nichts an Strahlkraft eingebüßt haben.

Kein Barkeeper wird je den Whisky mit einer derart künstlerisch-virtuosen Eleganz servieren wie Wessels. Locker-flockig führt er durch den Abend. In bester Harald Schmidt’scher Manier nimmt er die älteren Semester aufs Korn. „Für Euch: der Übertrick“, übersetzt er mit Blick auf den nahe gelegenen Tisch mit rüstigen Rentnern ein Kabinettstück, das er zuvor als „Burner“ ankündigte. „Das Geschäft läuft“, flachst er wiederum in Anspielung auf die Besucher der Plätze in der teuersten Kategorie.

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Keine Frage: Wer viel zahlt, ist im Vorteil, weil mitten im Geschehen. Die Bühne befindet sich im Herzen des Spiegelzeltes, kaum einen Meter vom nächsten Tisch entfernt zeigen die Akrobaten ihre Kunst. Kotini Junior etwa, der Gummi-Mann aus der Ukraine, der mit seiner Mischung aus Breakdance, Yoga und fast erschreckender Biegsamkeit Akrobatik mit Comedy vereint.

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Spektakulär ist der Synchrontanz des hübschen US-Frauenduos Lyrical Lyra. Am Luftring hoch über den Zuschauern zu einem ebenso ästhetisch wie künstlerisch brillanten Gesamtkunstwerk verschmolzen, erhöhen Stephanie Chisholm und Erin Cervantes nicht nur den Puls des männlichen Publikums. Die Vertreterinnen des schönen Geschlechts dürfen beim Anblick von Pavel Stankevich dahinschmelzen: Bis auf die letzte Körperfaser durchtrainiert formt der attraktive Equilibrist aus der Ukraine – auf einer Hand balancierend – atemberaubenden Figuren.

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Sinnlich-verführerisch präsentiert die Mexikanerin Yammel Rodriguez ihre Strapaten-Luftakrobatik, indem sie sich rauchend in von oben herabhängenden Seilen räkelt. Ikarische Spiele zeigen die Äthiopier Belachew Yazachew und Temesgen Adole Zada. Einer der beiden Artisten liegt mit dem Rücken auf einer kleinen Bank und schleudert seinen Partner mit den Füßen in die Luft, wo dieser Salti und Drehungen vollführt. Für den guten Ton während des kurzweiligen Abends sorgen die fünf Musiker der Coverband „Sidewalkers“. Hervorragend vor allem Frontfrau Bella Nugent.

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Sekundiert werden die Aufführungen von einem viergängigen Menü. Die Vorspeise ist eine Kombination aus mariniertem Roastbeef-Röllchen mit Croustillant von der Maispoularde und Gänseconfit auf asiatischem Gemüsesalat mit geröstetem Sesam. Als Zwischengang folgt eine leichte Schwarzwurzel-Schaumsuppe mit Steinpilzflan, geschwenkten Kräuterseitlingen und einem Rucolapesto-Croûton.

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Zum Hauptgang reicht das aufmerksame Team Kalbsmedaillon und geschmortes Kalbsbäckchen im Kräutermantel mit Parmesan-Chip, Hummus und Kichererbsen an Schalotten-Jus. Als Dessert gibt es Schokoladenbiskuit mit pochierter Birne in Passionsfrucht-Safransud, eingelegten Preiselbeeren und Vanille-Parfait. Für Vegetarier wird das Vier-Gang-Menü auch in einer fleischlosen Variante angeboten. Auf der Getränkekarte stehen nicht zuletzt 65 Weine und 65 Spirituosen.

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Das kulinarische Niveau vermag nicht an die Qualität der künstlerischen Darbietungen heranzureichen – was angesichts von rund 350 Gästen nicht verwundert. Auf 80 Quadratmetern muss die Küchenbrigade das Menü für sämtliche Besucher zubereiten, die einzelnen Gänge erreichen binnen zehn Minuten die Tische. Die Palazzo-Statistiker haben ausgerechnet, dass somit alle 1,7 Sekunden eine Speise die Küche verlässt und jeder Servicemitarbeiter pro Abend rund zehn Kilometer zurücklegt.

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Harald Wohlfahrts Weltklasse-Kreationen in seiner mit drei Michelin-Sternen dekorierten Schwarzwaldstube haben mit den Palazzo-Speisen in etwa so viel gemeinsam wie der VfB Stuttgart mit dem FC Barcelona. Vor allem die Suppe und das für Vegetarier angebotene schwammige Gemüse-Timbale fallen stark ab. Gleichwohl: Palazzo Harald Wohlfahrt als Rundum-Erlebnis ist einen Besuch wert.

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Fotos: Palazzo Stuttgart, Titelfoto Christian Euler