Kunst oder Schnappschuss? Diese Frage drängt sich fast auf, wenn man die Fotos von Katrin Wilk sieht. Die Steinheimerin hält Heidenheimer Landschaften mit einem besonderen Blick fürs Detail fest.

Fast immer beginnen die Werke der 36-jährigen Katrin Wilk mit einem Spaziergang in Ihrer Heimat Steinheim und der Heidenheimer Umgebung. „Ich bin sehr naturverbunden, darum macht mir die Landschafts- und Makrofotografie besonders viel Spaß“, sagt Wilk. Dort sehe sie ständig neue Dinge, die sie ablichten wolle – sei es nun ein Baum, eine Aussicht oder auch mal ein Tier im Wildpark. Die Kamera ist immer mit dabei, und meist fotografiert die Steinheimerin einfach, was sie gerade schön findet. „Wenn ich ein Motiv habe, bearbeite ich es hinterher mit Photoshop“, erklärt sie. Malerisch, romantisch und überaus stimmungsvoll, so könnte man die Landschaftsbilder beschreiben. Frau Wilk will das Bestmögliche aus einem Foto herausholen – was ihr mit einem besonderen Blick für Details auch gelingt.

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Dass die Landschaftsfotos aussehen, als seien sie gemalt, ist Absicht – doch bis es so weit ist, steckt eine Menge Arbeit dahinter. „Ich sitze an einem Bild zwischen eineinhalb und drei Stunden, bis es fertig ist“, so Wilk. Sie arbeitet die Motive bis ins kleinste Detail aus, zeichnet die Äste eines Baumes nach, verstärkt den Lichteinfall, lässt aber auch ihre Fantasie spielen und entfernt manchmal Dinge oder fügt etwas hinzu. Die Landschaften aus der hiesigen Region sind ihre Lieblingsaufnahmen. Die 36-Jährige fühlt sich sehr mit der Gegend verbunden, auch wenn sie nicht hier geboren wurde. „Mir gefällt das Ländliche, die Ruhe hier, und die Landschaft hat wirklich einiges zu bieten“, sagt sie. Besonders faszinierend finde sie beispielsweise das Wental mit den vielen Felsen. Ist es nicht ungewöhnlich, in diesem jungen Alter so heimatverbunden zu sein? Überhaupt nicht, meint Frau Wilk. Sie vermisse Berlin, ihre Heimatstadt, kein bisschen, sondern lebe inzwischen sehr gerne in Steinheim.

Mittlerweile sitzt die junge Frau so gut wie jeden Tag vor ihrem Laptop und bearbeitet Fotos, teils auch solche, die sie schon vor längerer Zeit aufgenommen hat. Doch das war nicht immer so, im Gegenteil: Erst, als sie wegen einer Krankheit ihren Job verlor, fand sie zu diesem Hobby. „Eigentlich habe ich erst im Jahr 2012 richtig damit angefangen“, erzählt sie.

Mutiger Neuanfang von Wilk

Die gelernte Kinderpflegerin war im Alter von 19 Jahren nach Heidenheim gezogen. „In Steinheim wohne ich jetzt seit etwa zehn Jahren“, so Wilk. Da sie als Kinderpflegerin keine Anstellung fand, hatte sie in verschiedenen Berufen gearbeitet und zuletzt eine Umschulung zur Feinwerkmechanikerin gemacht. Als solche arbeitete sie dann in einer Druckerei in Schnaitheim, bis sie 2013 einen Bandscheibenvorfall erlitt. „Da ich noch in der Probezeit war, verlor ich dadurch meinen Job“, sagt Wilk.

Doch für sie ist das kein Grund, sich selbst aufzugeben. „Ich bin kein Mensch, der einfach Däumchen dreht und nichts macht“, sagt sie. Sie brauche immer eine Aufgabe. Deshalb hat die heut 36-Jährige angefangen, häufiger zu fotografieren, und sich selbst beigebracht, die Bilder mit Photoshop zu bearbeiten. Die kreative Arbeit mit den Fotos hilft ihr auch, in stressigen Zeiten Ruhe zu bewahren und einfach mal abschalten zu können. „Das ist wie seelischer Balsam für mich. Vor allem in der Makrofotografie geht Wilk so richtig auf. Sie beobachtet stundenlang die „Kleinsten“ unter uns und weiß mittlerweile viel über unsere kleinen Bewohner zu berichten. Vor allem findet Wilk die Ameisen so faszinierend.

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Sie sagt: „Wenn man bedenkt, wie klein diese Ameisen sind und was sie trotz ihrer Größe erreichen und schaffen können … dann mag sie sich gar nicht vorstellen, was wir alles erreichen könnten, wenn wir solch eine Einstellung zu den Dingen hätten wie die Ameisen“. Mit ihren Makrofotografien möchte Katrin Wilk den Menschen zeigen, dass es nicht auf große Dinge im Leben ankommt, sondern das gerade die „kleinen Dinge“ besonders schön sein können. Sie möchte den Menschen damit zeigen, dass man mit offenen Augen durch die Welt gehen sollte. Denn dort gibt es viel zu entdecken.

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Gerade weil Wilk mit offenen Augen durch die Welt geht, bekommt sie sehr viel mit. Sie bekommt die Gedanken, Ängste und Sorgen in ihrem Umfeld mit. Genauso macht Katrin Wilk sich auch viele Gedanken darüber, was in unserer Welt passiert. Sie versucht auf ihre eigene und besondere Art, ihre und anderer Gedanken, Ängste, Gefühle, Sorgen zum Ausdruck zu bringen. Aus diesem Grund hat sie ihre eigenen kleinen Models, die Ihr dabei helfen, ihre Gedanken in Szene zu setzen. Ihr kleinen „Helfer“ sind Modeleisenbahn-Figuren.

Unteranderem machte Katrin Wilk ein Foto, wo sie ihre kleinen Helfer auf eine aufgeschnittene Orange stellte, die versuchten, ein Stückchen von der Orange herauszuheben.

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Der Titel zu diesem Foto lautet wie folgt: „Um etwas zu bekommen, muss man hart arbeiten. Auch wenn es nur für ein Stück Orange ist“.

Anregung statt Provokation

Katrin Wilk möchte mit ihren Fotos die doch streckenweise ein „heikles Thema“ ansprechen nicht provozieren. Nein ganz im Gegenteil sagt die junge Frau. Sie möchte auf ihre Art die Menschen dazu anregen, sich um Dinge Gedanken zu machen und so manchen vielleicht auch durch ihre Bilder zum Umdenken zu bewegen.

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Sie sagt: Wenn 10 Leute meine Bilder sehen, sich einer von diesen 10 Gedanken macht und vielleicht auch etwas ändert, hat sie alles erreicht was sie sich wünscht. Wilk denkt darüber nach, ob sie aus ihrem Hobby noch mehr machen kann – ihr Wunsch ist es, dies beruflich auszuüben. Ihre Freunde und Bekannte bestärken sie dabei, und auch die Familie steht hinter ihr. „Sie sagen, dass ich einfach ein Auge für die Details habe“, erzählt die Steinheimerin.

Und ohne ihre Kamera ist sie sowieso nur noch selten unterwegs. Das Stativ liegt im Auto bereit, ihre Spiegelreflexkamera und die verschiedenen Objektive nimmt sie eigentlich immer mit. Zum Abschluss äußerte Frau Wilk mir noch ihren Wunsch für die Zukunft: „Mein Wunsch für die Zukunft ist es, beruflich wieder Fuß fassen zu können, und das am liebsten mit der Fotografie“.

Stefan Bender

Weitere Bilder von Katrin Wilk unter https://m.facebook.com/Katpics/