GHM-Topmanager Hansjörg Meier über die Zukunft des Chedi Andermatt, hohe Erwartungen an Hoteldirektoren und seine Liebe zum Zürcher Oberland.

Seine ersten Erfahrungen im Hotelmanagement sammelte Hansjörg Meier im Hotel Bellevue Palace in Bern und im Baseler Le Plaza. The Bosporus in Istanbul war die Zwischenstation auf dem Weg nach Asien, wo er zunächst im legendären Peninsula in Hongkong und danach im Raffles Singapur arbeitete. Es folgten die ersten Erfahrungen in Hoteleröffnungen mit dem Aufbau der beiden Raffles Hotels in Phnom Penh und Siem Reap. 1999 wechselte er als Director of Food & Beverage im The Datai schließlich zur Luxushotelkette General Hotel Management (GHM). Ein Jahr später wurde er General Manager im Legian auf Bali. Von 2006 bis 2012 war Meier General Manager im Setai South Beach in Miami, seit Anfang 2013 ist der Schweizer Hotelier in seiner Position als Senior Vice President für die Aktivitäten der GHM Hotels und Resorts zuständig und kümmert sich um Neueröffnungen in Europa und Asien.

Herr Meier, üblicherweise sitzen Sie in Singapur in der Zentrale von GHM Hotels und steuern von dort Neueröffnungen in Europa und Asien. Warum schickten die Gründer Adrian Zecha und Hans Jenni gerade Sie als Interims-Direktor ins Chedi Andermatt? Ich war von Anfang an bei den Vorbereitungen für die Eröffnung dabei und daher dem Hotel und seinem Team bekannt. Weil das Chedi Andermatt GHM’s erstes Hotel in Europa ist, war es besonders wichtig, jemanden an der Spitze zu haben, der die Philosophie dieser Kette gut kennt.

Haben Sie Ihre Suche nach einem neuen General Manager für das Chedi in Andermatt beendet? Wir sind in der letzten Runde der Interviews und werden den Namen des neuen General Managers in Kürze bekannt geben.

Chedi-Andermatt
Chedi Andermatt

Welche Qualifikationen waren Ihnen besonders wichtig? Uns ist es wichtig, dass ein Hoteldirektor nicht nur die Zahlen und Verwaltung gut bewältigt, sondern dass er/sie auch ein guter Gastgeber ist und sich wohl fühlt, jeden Tag von Gästen und Mitarbeitern umgeben zu sein.

Nach Ihrer erfolgreichen Suche können Sie ja nun beruhigt nach Singapur zurückkehren? Meine Interims-Rolle hier in Andermatt werde ich wohl Ende November beenden und im Dezember oder spätestens im Januar zurückfliegen.

Was reizt Sie so sehr an der südostasiatischen Metropole? Ich habe erstmals in den 90er Jahren drei Jahre lang in Singapur gearbeitet. Schon damals hat es mir gut gefallen, aber heute mag ich die Stadt noch mehr. Sie hat sich stetig weiterentwickelt und ist zu einer richtigen Weltstadt geworden, mit mehr „Cosmopolitan Flair“! Auch die Esskultur und die verschiedenen Küchen bereiten mir unglaublich viel Spaß. Last but not least kommt meine Frau aus Singapur.

Was unterscheidet GHM-Hotels von anderen Luxushäusern dieser Welt? Wir legen großen Wert auf Architektur und Design. Dabei denken wir gern „Outside the Box“ – was bei Gästen immer wieder sehr gut ankommt. Für viele Hotels bedeuten goldene Wasserhähne und große Limousinen vor der Tür Luxus. Unser Konzept ist das Understatement, wobei sich Architektur und Design der lokalen Kultur und Umwelt anpassen sollen.

Welche Kriterien sind Ihnen bei der Auswahl neuer Hotels besonders wichtig? Der Ort und die Lage sowie die Überzeugung, dass die Hotels langfristig auch finanziell ein Erfolg sind.

Der finanzielle Erfolg dürfte gerade in Andermatt, wo das erste Chedi in Europa entstanden ist, auf sich warten lassen. Schließlich gilt der Schweizer Markt als weitgehend gesättigt… …wir glauben stark an die Destination Andermatt, die ja ganz neu aufgebaut wird. Darum sind wir überzeugt, dass wir unsere langfristigen Ziele erreichen werden. Ebenso gehen wir davon aus, dass The Chedi Andermatt ein einzigartiges Hotel ist, das neue Maßstäbe setzt und daher auch viele neue Kunden anziehen wird.

The Legian Bali
The Legian Bali

Wann soll das Haus profitabel sein? Der erste Winter war sehr viel versprechend und auch der Sommer verlief trotz eher gemäßigtem Wetter gut. Wir sind überzeugt, dass wir unsere Ziele erreichen werden das Chedi Andermatt in naher Zukunft profitabel zu führen. Natürlich benötigt es, ebenso wie unser anderes neues Hotel, The Chedi Sakala auf Bali, noch etwas Zeit um auf volle Touren zu kommen. Aber das gehört zum Geschäft.

Wäre das Chedi überhaupt ohne einen milliardenschweren Sponsor wie den ägyptischen Immobilienentwickler Samih Sawiris möglich? Herr Sawiris ist nicht einfach ein Milliardär, sondern in erster Linie ein Visionär und das ist das wichtigste für die Destination Andermatt.

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Chedi Muscat

Wie weit mischt er sich ins Tagesgeschäft ein? Samih Sawiris mischt sich nicht ein, aber er bespricht mit mir und GHM strategische Entscheidungen, die wichtig für die Destination Andermatt und das Hotel selbst sind.

Lässt sich in Europa angesichts der hohen Lohnkosten überhaupt die hohe Servicekultur asiatischer Luxushotels gewährleisten? Das ist sicher nicht einfach, aber man darf die Asiatische Servicekultur nicht einfach mit „mehr Mitarbeitern“ begründen. Zudem wird in Europa oft effizienter gearbeitet. Um die GHM Servicekultur vorzuleben, haben wir hier bewusst Abteilungsleiter und Mitarbeiter im Team integriert, die in anderen GHM Hotels gearbeitet haben.

Wird es weitere Häuser der GHM-Gruppe in Europa geben? Wir sind mit einigen potentiellen Investoren in fortgeschrittenen Gesprächen. Dabei geht es um interessente Projekte in der Schweiz und den umliegenden Ländern.

Und wie sieht es weltweit aus? In diesem Jahr wird The Chedi Club Jimbaran auf Bali eröffnet, unser viertes Haus auf dieser spannenden Insel. Weiter arbeiten wir an Projekten in Mumbai/Indien, dem Mittleren Osten, den Malediven, Taiwan, Laos und Thailand, die zwischen 2016 und 2017 eröffnet werden.

Chedi Sakala Bali
Chedi Sakala Bali

Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Expansion? Die größten Steigerungsraten liegen weithin in Asien, aber wir wollen auch im Mittleren Osten und Europa zulegen.

Brauchen Luxushotels sternegekrönte Gourmetrestaurants, um ihr Prestige aufzupolieren – auch wenn die Haute Cuisine nur in den seltensten Fällen Gewinne abwirft? Viele solcher Restaurants sind das wohl eher nicht, darum haben wir auch unsere Restaurants anders ausgerichtet – mit Erfolg!

Welches Hotel, auch außerhalb des GHM-Universums, halten Sie persönlich für das Beste der Welt? Das Peninsula in Hongkong.

Wohin reist GHM Senior Vice President Hansjörg Meier privat am liebsten? Ich reise allgemein viel und gerne, ich bin eben ein Nomade. Dabei reise ich nicht immer wieder an den gleichen Ort, das wäre langweilig. Viel lieber entdecke ich neue Orte, Kulturen und Menschen. Die Ausnahme ist mein Elternhaus in Gossau im Zürcher Oberland – dort, wo schon mein Urgroßvater, mein Großvater und mein Vater aufgewachsen sind. Zusammen mit meinen drei Brüdern habe ich dort meine Kindheit verbracht und habe nur schöne Erinnerungen.

Bilder: GHM, C. Euler