Das „Einstein unter den Linden“ ist das Café der Dichter und Denker, der Schauspieler, Flaneure – und der Politiker. Angela Merkel frühstückte dort dreimal pro Woche, als sie noch keine Kanzlerin war. Auch der frühere US-Präsdent Bill Clinton war schon da und spielte Karten mit seinen Leibwächtern. Gerhard Schröder zählt auch heute noch zu den Gästen.
Gegründet wurde das 250 Quadratmeter große „Einstein unter den Linden“ 1996 von Gerald Uhlig-Romero, der das Kaffeehaus Anfang vergangenen Jahres wegen einer seltenen Stoffwechselstörung verkaufen musste. Übernommen hat die Berliner Institution das Geschäftsführerteam des angesagten „Grill Royal“. Seither ersetzt eine neue Abend- und Weinkarte und ein wöchentlich wechselndes Plat Du Jour-Menü die bewährte Frühstücks- und Mittagskarte. Im Mittelpunkt steht die Rückbesinnung auf die anfängliche Idee eines österreichischen Restaurants und Kaffeehauses.
Dabei greift das Küchenteam um Chef de Cuisine Siegfried Danler auf das Netzwerk regionaler Produzenten zurück. Manche Zutaten bezieht man – wie könnte es anders sein – aus Salzburg, Wien und anderen Regionen Österreichs. Das Image als reines Café mit Einspänner, Kleinem Braunen und Melange wurde geändert, ohne das erfolgreiche Konzept von Gerald Uhlig-Romero aufzugeben. Nun gibt es feine Dinnergerichte und eine Theater-/Opernkarte für die späten Besucher. Wiener Saftgulasch, marinierter Tafelspitz mit Kürbiskernöl, Grießnockerlsuppe, das von US-Schauspieler hoch gelobte Wiener Schnitzel mit Gurkensalat sowie Topfenknödel und Apfelstrudel sind nur einige Beispiele aus dem Abendangebot. “Wir knüpfen an den traditionsreichen Charakter des vor gut 20 Jahren eröffneten „Einstein Unter den Linden“ mit seiner klassisch, österreichischen Küche an“, bringt es Geschäftsführer Moritz Estermann auf den Punkt.
Kartoffeln heißen standesgemäß ‚Erdäpfel’, ‚Kren’ steht für Meerrettich und hinter ‚Paradeiser’ verbirgt sich nicht die Insel der Seligen, sondern profane Tomaten. Die Portionen sind sehr üppig. Schon das kleine – und überaus zarte – Wiener Schnitzel mit Petersilienkartoffeln, Preiselbeeren und Gurkensalat genügt, um den Hunger zu stillen – zumal der aufmerksame Service kaum Zeit zwischen den Gängen lässt. Ebenso anmutig angerichtet wie wohlschmeckend kommt das Wiener Backhendl mit goldbrauner Panade und einem fein abgeschmeckten Kartoffelsalat auf den deckenlosen Tisch. Das Fleisch stammt von glücklichen Hühnern.
Zum Dessert empfiehlt sich neben dem Kaiserschmarrn vor allem der Palatschinken mit hausgemachter Marillenmarmelade. Mit Blick auf die Bezeichnung und den Inhalt nicht ganz Österreich-treu, dafür aber fluffig und leicht sind die Kärntner Kartoffel (sic)-Minzteigtaschen mit der ‚Belper Knolle’ genannten Käsespezialität aus der Schweiz.
Mit Respekt vor dem ursprünglichen Charme des Hauses wurde das Interieur behutsam renoviert. Im hinteren Bereich des Cafés findet sich eine Galerie mit dem Fokus auf Fotografien von Robert Lebeck, Susanne Schapowalow und Werken zeitgenössischer Künstler. Im „Einstein Unter den Linden“ haben bis zu 80 Gäste im vorderen Kaffeehaus, 100 Personen im Restaurant und weitere 150 Besucher auf der Terrasse Platz. Private Dining und Veranstaltungen sind im abtrennbaren Esszimmer für bis zu 50 Personen möglich.
Fotos: Robert Rieger, Einstein unter den Linden