Die Baden-Badener Osterfestspiele erblühen beim Musikfest der Berliner Philharmoniker in südlichem Flair. Sir Simon Rattle trifft mit dem Bundesjugendorchester den Ritter von der traurigen Gestalt, während „Die 12 Cellisten“ eine musikalische Reise nach Argentinien antreten.
Einmal mehr ermöglicht das Musikfest der Berliner Philharmoniker zu den Osterfestspielen neue musikalische Begegnungen. Einige der Instrumentalisten des Weltklasse-Klangkörpers setzen sich am Gründonnerstag, 24. März 2016 um 18 Uhr auf die ihnen eigene Weise für den deutschen Orchesternachwuchs ein. Die Profis unterstützen die Mitglieder des Bundesjugendorchesters, das unter der Leitung von Sir Simon Rattle die Tondichtung „Don Quixote“ von Richard Strauss spielen wird.
„Zwischen dem Bundesjugendorchester (BJO), der Crème de la Crème junger Musiktalente in Deutschland, und Mitgliedern der Berliner Philharmoniker besteht ein besonderes Verhältnis“, schwärmt Sir Simon Rattle. „Viele Ehemalige des BJO sind heute Berliner Philharmoniker, daher herrscht immer eine außergewöhnliche Atmosphäre, wenn man zusammen kommt.“
Als Tango-Ensemble reisen „Die 12 Cellisten“ der Berliner Philharmoniker nach der Konzertpause musikalisch von Spanien nach Argentinien. Auf dem Programm stehen klassische Tangos – unter anderem von Astor Piazzolla. Die prominent besetzte Cello-Gruppe wird den vielen Facetten des Tangos in eigentümlicher Weise gerecht: Die Celli und ihre Bögen singen, klagen und schlagen den Rhythmus – und bescheren in dieser Luxus-Besetzung ein eindrucksvolles polyphones Klangerlebnis.
Richard Strauss’ 1897 komponierte Tondichtung „Don Quixote“ stellt unter den anderen Tondichtungen des Komponisten insofern eine Ausnahme dar, als es sich um ein Doppelkonzert bzw. eine Sinfonia concertante handelt. Das Solo-Cello steht für den Titelhelden. Sein Kompagnon Sancho Pansa wird von der Solo-Bratsche verkörpert, zu der sich oft Tenortuba und Bassklarinette gesellen. Soloist des Abends ist Ludwig Quandt, erster Solo-Cellist der Berliner Philharmoniker. Der Untertitel des Stückes definiert die Form: „Phantastische Variationen über ein Thema ritterlichen Charakters op. 35“. Dennoch sind es keine Variationen im klassischen Sinn: Die Themen werden nicht wirklich variiert, sondern in sich wechselnde Episoden hineingestellt.
Strauss erweist sich wieder einmal als Visionär und Meister der Instrumentation: Wenn Don Quijote etwa einer Schafherde begegnet, setzt der Komponist dissonantes Flatterzungenspiel ein, um das Blöken der Schafe nachzuahmen. Es ist eines der ersten Vorkommen dieser Spieltechnik – bis heute wirkt es witzig wie verstörend. Strauss, dessen Tondichtung “Eine Alpensinfonie” längst zu einem der ergreifendsten Naturgemälde der spätromantischen Musik geworden ist, folgt Beethovens Maxime für die Programmmusik: “Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei.” Genau genommen war er ein Impressionist, der sich expressionistischer Techniken bediente.
Foto Simon Rattle: Stephan Rabold
Tickets und Informationen: www.festspielhaus.de Tel. 07221 / 30 13 101)