Laut Vermögensranking des ‚Manager-Magazins’ sind sie mit geschätzt 31 Milliarden Euro die mit Abstand reichste Familie Deutschlands. Vom Uniformschneider des Kaisers über die Waffenschmiede der Nazis bis hin zum Motor des Wiederaufbaus und des vereinigten Deutschland: Vier Generationen schreiben an der Erfolgsgeschichte der Familie Quandt – ein Aufstieg voller Triumphe und Tragödien.
„Die Quandts: Deutschlands erfolgreichste Unternehmerfamilie“ (Campus Verlag, ISBN 978-3-593-50270-0) ist keine von der Familie autorisierte Fassung, betont Rüdiger Jungbluth, der 2002 seine erste Biographie mit gleichem Titel veröffentlichte. Im Anfang September erschienenen, 406 Seiten umfassenden Band schreibt er die Geschichte der Familie und ihrer Firmen fort. Es ist in seinen historischen Teilen so grundlegend überarbeitet worden, dass keine Seite gleich geblieben ist, betont der Autor im Vorwort. Im Vordergrund steht nun die vierte Generation mit ihren Protagonisten Susanne Klatten und Stefan Quandt.
Jungbluth, viele Jahre Wirtschaftsjournalist bei ‚Stern’, ‚Spiegel’ und ‚Die Zeit’, enthüllt die faszinierende und tragische Geschichte der enigmatischen Quandts. Dabei ist er der medienscheuen Familie in seinem 406 Seiten umfassenden Buch ungewöhnlich nahe gekommen. Seine ausführlichen Gespräche mit Susanne Klatten und Stefan Quandt gewähren seltene Einblicke in Leben und Schaffen der Hauptakteure. Große Aktualität verleiht dem Buch der Tod von Anfang Johanna Quandt, die am 3. August im Alter von 89 Jahren starb und die Kinder zu Alleinerben machte.
Kritische Distanz
Der Chronist hat auch hier hinter die Kulissen geschaut und legt dar, wie dies steuerlich günstig geregelt wurde. Demnach hatte Johanna Quandt schon zu hatte ihr Paket von 16,4 Prozent zwischen August 2003 und Oktober 2008 über ihre “Johanna Quandt GmbH & Co. KG für Automobilwerte” an ihre Kinder Susanne Klatten und Stefan Quandt zu gleichen Teilen verschenkt. „Unterm Strich ergibt sich“, schreibt Jungbluth, „dass die BMW-Beteiligung von Johanna Quandt bei Marktwerten von 2,8 Milliarden Euro übertragen wurde.“ Zum Vergleich: Im Frühjahr war das Paket mehr als zwölf Milliarden Euro wert.
Gleichzeitig behielt Mutter Quandt die Stimmrechte an ihrem Aktienpaket und bezogen weiterhin die Dividenden. Es war eine der größten Schenkungen, die es in Deutschland jemals gegeben hat. Wie viel Schenkungsteuer die Familie bezahlt hat, deckt der Clan freilich nicht auf.
Rüdiger Jungbluth hält stets die Balance zwischen kritischer Distanz und Anerkennung der unternehmerischen Leistung. „Die Quandts“ ist gut recherchierte deutsche Wirtschaftsgeschichte und spannende Familiensaga zugleich. Ein lesenswerter Blick hinter die Kulissen der Macht – nicht nur für BMW-Liebhaber.
Cover-Foto: Campus
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