Ob Kulturliebhaber, Romantiker oder Anhänger des gediegenen Nightlife: Lissabon zieht jeden Reiseliebhaber in seinen Bann. Auch kulinarisch ist Portugals Hauptstadt sprichwörtlich ein Leckerbissen.
Die Fahrt vom Flughafen Humberto Delgado zum Corinthia Hotel dauert nicht einmal eine Viertelstunde. Schade eigentlich, denn schon beim Plausch während des Transfers wird klar: Wohlfühlen ist in dem Fünfsterne-Haus keine leere Floskel. Dazu gehört auch der betörende Duft nach weißem Tee, das Signature-Aroma, das sich durch das ganze Hotel mit seinen 518 Zimmer und Suiten zieht. Durchgängig im gesamten 24 Stockwerke hohen Bau dominieren die Farben Hellblau, Beige und Grau, harmonisch ergänzt durch Kunstwerke mit Motiven des lokalen Fotografen Nuno Cera und der figurativen Malerin Susana Bravo. Einen im Wortsinn himmlischen Schlaf hoch über der Stadt bieten die luxuriösen Taschenfederkernmatratzen, die exklusiv für Corinthia Lissabon von der portugiesischen Firma Lusocolchão hergestellt werden. Sie bestehen aus Taschenrollen, die mit 10, 15 und 20mm Memory-Schaum gefüllt sind, der zu merklich besserem Komfort beiträgt.
Gäste der in den oberen Stockwerken gelegenen Executive Zimmer haben während des ganzen Tages bis zur Schließung um 22 Uhr Zutritt in die Club Sky Lounge in der obersten Etage. Frühstück, Canapés, Wein und Sekt werden angesichts des Postkarten-Rundumblicks fast zur Nebensache. Das Panorama erstreckt sich bis zur Brücke “Ponte 25 de Abril” und das Águas Livres-Aquädukt aus dem 18. Jahrhundert.
24 Stockwerke tiefer im Parterre prägen Stühle aus Leder im Vintage-Stil, rustikale Holztische und bepflanzte Wohnwände das ureigene Ambiente im Restaurant Erva. An den Wänden hängen Werke zeitgenössischer portugiesischer Künstler. Der Name ist Programm: Erva bedeutet auf Portugiesisch „Kraut“. Küchenchef Carlos Goncalves, der kreative Kopf hinter dem im Herbst 2018 gestarteten Projekt, liebt Thymian Rosmarin & Co. Seinen Fokus legt er auf frische, saisonale Produkte von regionalen Lieferanten. Große Reifeschränke mit feinstem Fleisch von einheimischen Bauern bringen die Geschmacksknospen in freudige Verzückung. In der offenen Küche können die Gäste vom Tisch aus beobachten, wie es zubereitet wird.
Seine Menüs passt Carlos den Jahreszeiten an. So finden sich bisweilen beispielsweise seltene kulinarische Fundstücke wie Plankton-Ravioli mit Seegras auf der Speisekarte. Die Leidenschaft fürs Kochen hat er von klein auf: “Da die Schule in der Nähe war, war ich immer der Erste zu Hause und fing an zu kochen. Da war ich gerade mal sieben Jahre alt.” Heute inspirieren ihn vor allem gastronomische Traditionen aus Portugal, kombiniert mit einem gewagten zeitgenössischen Touch. Den Beginn machen hausgemachte Butter, ein erstklassiges natives Olivenöl und Quinta das Bágeiras Essig – begleitet von einer Auswahl an herrlichem Brot, das in südlichen Gefilden seinesgleichen sucht. Es folgen “Snacks” wie marinierte Garnelen, Avocados oder Seeigel mit Dashi und Sauerrahm oder Makrele mit Algarve-Salat aus Tomaten und Rüben. Besonders beliebt ist das Milchlamm mit Aligot-Kartoffeln. Stolz ist Chef de Cuisine Goncalves auch auf den gebratenen Oktopus mit geräuchertem Paprika und Auberginenkaviar. Der Krake wird zuerst gedämpft und dann im Holzkohleofen knusprig gebraten. Darin brutzelt auch die Aubergine, bevor sie mit nativem Olivenöl zerdrückt wird. Als Dessert empfiehlt sich „Brulée de Yuzu“ mit Azoren-Ananas und Baiser.
Die charmante Restaurantmanagerin Cheila Queiros leitet das Erva ebenso ruhig wie zuvorkommend. Gefragt, was sie am meisten fasziniert, antwortet sie, dass kein Tag wie der andere sei: “Der tägliche Stress bei der Organisation und Leitung eines Restaurants ist es, der mich am meisten beeindruckt. Und wir haben die Möglichkeit, verschiedene Menschen aus allen Teilen der Welt zu treffen.“ Für sie das Schönste daran: „Wir sind ihnen immer in Erinnerung, wenn wir besondere Momente bieten”. Wie recht sie hat – zumal das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgezeichnet ist: Ein Hauptgang schlägt mit maximal 27 Euro und eine Vorspeise für höchstens 13 Euro zu Buche.
Im Soul Garden lässt sich das Dinner besonders angenehm abrunden. Die große Außenterrasse mit ihren Holz-Cabañas zwischen Wasserläufen und grünem Laub gleicht einer urbanen Oase – fernab vom Trubel des Stadtzentrums. Die beeindruckende Cocktail-Liste wird von Häppchen aus Goldbrassen-Ceviche oder Kalbstatar mit Niedertemperatur-Eigelb und São Jorge-Käse begleitet. Die Cocktails sind an drei Destinationen angelehnt: dem Mittelmeer, der Karibik und Südostasien, wo die rosafarbene Mahi Mahi Mermaid oder Coconut Craze nur zwei Beispiele der umfangreichen Auswahl ausgefallener Cocktail-Kreationen sind. Akustisch umrahmt wird der verwunschene Garten von einem breit gefächerten musikalischen Konzept mit 14 Resident DJs, die jeden Mittwoch und an den Wochenenden bis Mitternacht für Stimmung sorgen.
Sellawie-Ausflugstipp: Mit der Metro bis zum Cais do Sodre fahren und von dort aus mit dem Zug in einer guten halben Stunde in die charmanten Küstenstädte Cascais und Estoril. Kristallklares Wasser und weißer Sand, umgeben von Bergen, Klippen und Dünen laden zum Surfen, Segeln oder Angeln ein. Oder man bummelt durch schmale Gassen mit hübschen, in zarten Pastellfarben getünchten Häusern.
Weitere Informationen: Der Bahnhof “Sete Rios” bzw. die Metro-Station “Jardim Zoologico” sind nur wenige Gehminuten entfernt. Von dort gelangt man in einer knappen Viertelstunde in die Innenstadt. Eine Übernachtung im Corinthia Hotel kostet ab 165 Euro pro Zimmer und Nacht inklusive Frühstück. +351 21 723 63 00 (www.corinthia.com/lisbon)
Fotos: Christian Euler, Corinthia Hotels