In den vergangenen Jahren sind die Alm- und Chaletdörfer im Alpenraum wie Pilze aus dem Boden geschossen. Das Original steht im österreichischen Bundesland Kärnten und taugt noch immer als Blaupause.

Credit: Almdorf Seinerzeit

Ob Karl Steiner damals bereits ahnte, welchen Trend er mit seiner Idee eines Almdorfes einmal lostreten würde? Der einstige Baumarkt-Tycoon, der in den Siebzigerjahren ein kleines Imperium erschuf, war davon überzeugt, dass viele Urlauber wie er selbst das gemütliche und urige Flair einer Almhütte zu schätzen wissen, dabei allerdings in Sachen Komfort keine Kompromisse eingehen möchten. Ob die Idee des alpinen Chaleturlaubs in den Alpen nun aber während eines Urlaubs auf Bora Bora in der Südsee oder während eines Aufenthalts in seiner gepachteten Zipfhütte am Maltaberg reifte, wie in verschiedenen Quellen zu lesen ist, lässt sich an dieser Stelle nicht abschließend klären. Jedenfalls mündeten die Pläne in die Errichtung des ersten Chaletdorfes, das Ende Dezember 1995 auf der Fellacher Alm in Kärnten am Rande des Nationalparks Nockberge errichtet wurde.

Credit: Almdorf Seinerzeit

Gebaut wurde das Almdorf Seinerzeit nach der traditionell überlieferten Bauweise. So wurde für die Konstruktion ausschließlich naturbelassenes Material verwendet, die Hütten mit echter Schafswolle isoliert und die Dächer als Nagelschindeldach errichtet. Anfangs wurde das Projekt nicht nur von Architekten und Banken zunächst skeptisch betrachtet, nur um später mit dem österreichischen Staatspreis für Tourismus als einer von mehreren Auszeichnungen dekoriert zu werden. Steiner hat ein ganzes Buch über sein Konzept geschrieben und im Selbstverlag herausgegeben. Sein Titel lautet ebenso selbstbewusst wie apodiktisch: „Es werde – aus der Kraft des Geistes.”

Credit: Almdorf Seinerzeit

Der Name des Resorts ist als Hommage an die traditionell überlieferte Bauweise sowie an die Zeit zu verstehen, als die Bauern noch mit Ochsen ihre Felder beackerten. Beinahe könnte man glauben, dass es früher so ausgesehen hat in den Kärntner Bergdörfern – seinerzeit eben. Eingerichtet sind die Chalets wie zu Omas Zeiten: mit schmiedeeisernen Töpfen und Pfannen, kunstvollem alten Geschirr und hinreißenden Holzmöbeln. Vor den durch steile Treppen, geschwungenen Wegen, und Blumenbeeten verbundenen Hütten stapelt sich frisch geschlagenes Holz bis unter die kleinen Fenster, eine Axt steckt pittoresk auf dem Holzblock. Auch die Holzbadewanne versprüht den Hauch von anno dazumal, auf der Terrasse lädt der Zuber, ein rund um die Uhr beheiztes privates Holzfass, zur Entspannung ein.

Credit: Almdorf Seinerzeit

Aber keine Angst: Trotz der urigen Flairs aus längst vergangenen Jahrzehnten lässt das Almdorf in Sachen Komfort keine Wünsche offen, vielmehr entspricht der Service im Almdorf ganz dem heutigen Standard der Luxushotellerie: Ein „Hüttenwirt“ bringt zur gewünschten Zeit ein abwechslungsreiches Frühstück ins Chalet und deckt den Tisch für ein opulentes Frühstück ein. Nur die Frühstückseier müssen von den Gästen selbst zubereitet werden – auf die in der Höhe längeren Kochzeiten der Eier wird an entsprechender Stelle zum Glück hingewiesen. Zu Mittag und zu Abend lässt es sich auf dem Omaofen der Stube oder alternativ auf zwei moderneren Herdplatten selbst kochen. Wer das nicht mag, lässt sich sein Essen in der Hütte auftischen, den Grill für ein privates Barbecue auf der Holzterrasse vorbereiten oder geht ins Wirtshaus Seinerzeit im Zentrum des Almdorfes, das 2018 eine der begehrten Hauben im Restaurantführer Gault Millau einstreichen konnte. Intim-romantisch geht es in der Holzknechthütte zu, dem nach eigenen Angaben kleinsten Restaurant der Welt.

Credit: Almdorf Seinerzeit

Nicht für Naturburschen ist das Almdorf Seinerzeit eine gelungene Symbiose aus Luxus und Landlust, ein romantischer Rückzugsort nicht nur für Eskapisten. Von der großen Beliebtheit und der hohen Nachfrage zeugt nicht nur die Buchungssituation, wo es in der Hauptsaison schwierig ist, kurzfristig einen längeren Zeitraum zu buchen, sondern auch die inzwischen mehr als 40 Chalet- und Almdörfer, die in den vergangenen Jahren in Österreich entstanden sind. Nachdem das Almdorf Seinerzeit 2014 vom Prinzen von Liechtenstein übernommen und die Kapazität rund verdoppelt wurde, zählt Resorts insgesamt 51 Chalets. Die exklusive Zeitreise im bewohnbaren Freilichtmuseum hat indes ihren Preis: Eine Übernachtung mit Frühstück in der 75 Quadratmeter großen Almhütte Seinerzeit kostet ab 410 Euro pro Chalet, das Flaggschiff Deluxe für sechs Personen und mit eigenem Pool startet ab 720 Euro die Nacht in der Nebensaison.

Weitere Informationen:

www.almdorf.com