Der Züricher Ableger der Giardino-Gruppe blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Heute ist es ein Luxushotel ohne Konventionen – und hervorragender Kulinarik.
Urban Retreat, das vielbemühte Modewort trifft hier zu wie wohl nirgends sonst. Natur und Stadt gehen im Giardino Atlantis eine vortreffliche Symbiose ein. Am Fuß des Üetlibergs gelegen grenzt das Luxushotel direkt an Wald und Flur. Wer ein Zimmer mit Blick aufs Grüne bucht, hört das Muhen der Kühe – und ist doch nur wenige Fahrminuten mit der Tram oder dem kostenlosen Shuttle-Service vom Stadtzentrum entfernt.
In dieser vom Alltag entrückten Welt logierten einst Shirley MacLaine, Sophia Loren Elton John und Boxlegende Muhammad Ali – um nur eine kleine Auswahl der illustren Gäste zu nennen. Queen-Ikone Freddie Mercury gab in der Bar ein Privatkonzert. 1970 zählte das Atlantis zu den modernsten Edelherbergen der Stadt. 1999 ging es in Konkurs und wurde fünf Jahre später geschlossen. Danach diente es vorübergehend als Unterkunft für Asylbewerber und Studenten. Zwischen 2013 und 2015 wurde das denkmalgeschützte Gebäude von Grund auf saniert und strahlt seit der Wiedereröffnung vor dreieinhalb Jahren in neuem Glanz. 140 Mitarbeiter aus 25 Nationen sorgen für Wohlgefühl. Die Stars der Musikwelt steigen auch heute wieder im Atlantis ab, nur heißen sie Tina Turner, Rihanna oder Mel C.
Es ist eine unkomplizierte Luxusherberge von kosmopolitischer Lässigkeit, deren markanter Blickfang im Foyer die lebensgroße Plastik eines aus Metallteilen geformten Löwen ist – eine Hommage an das Wappentier von Zürich. In der Lobby geht Walnussholz und hellgrauer Marmor eine sehenswerte Liason mit Möbelklassikern aus den 1960er und 1970er Jahren ein. Über das ganze Hotel verteilt finden sich immer wieder Details aus dem alten Hotel. Eine noch aus den alten Zeiten stammende Wendeltreppe verbindet die einzelnen, puristisch gestylten Etagen wie eine Hauptschlagader.
Die 95 wischen 34 und 250 Quadratmeter großen Zimmer und Suiten sind in Crème-, Beige- und Grautönen gehalten, stoffbezogene Wände im Wildlederlook prägen die Wände. Auch hier spiegelt sich der dezente Luxus wider, der nicht laut und übertrieben zu sein braucht, um Eindruck zu hinterlassen. Bezeichnend für den außergewöhnlichen, fast liebevollen Umgang mit den Gästen ist die süße Begrüßung im Zimmer: verschiedene Pralinen und Schokoladen, verteilt auf eine Etagere – individuell arrangiert für jeden Besucher. Die Küche erhält zuvor eine Beschreibung der Gäste und erstellt dann einen Mix, der sie am besten charakterisiert.
Die Terrasse ist bei gutem Wetter ein echter Blickfang: auf der einen Seite eingebettet in die Natur und auf der anderen Seite mit Blick über die Stadt und auf den See. Weit über die Grenzen hinaus bekannt ist das Atlantis by Giardino nicht zuletzt durch das Gourmetrestaurant „Ecco“. Der deutschstämmige Rolf Fliegauf hat das Konzept seiner beiden Michelin-besternten Restaurants „Ecco Ascona“ und „Ecco St. Moritz“ auch in Zürich etabliert. Fliegaufs Wegbegleiter und ehemaliger Sous-Chef Stefan Heilemann erweist sich in der Limmat-Stadt als ausgezeichneter Statthalter. Mit zwei Michelin-Sternen kocht er auf einem Niveau, das hier nur Heiko Nieder in «The Restaurant» im Dolder Grand Hotel erreicht.
Inspiriert von seiner Mutter, die ihn schon als Kind in ihre Kochtöpfe schauen ließ, widmete sich Heilemann auf dem zweiten Bildungsweg dem Kochen. Nicht zuletzt Küchen-Koryphäe Harald Wohlfahrt vermittelte ihm wertvolles Wissen. Sein Stil ist asiatisch geprägt, er mag die Leichtigkeit dieser Küche. Man schmeckt förmlich, dass er in Thailand als Gastkoch gearbeitet hat. „Werden die Aromatik und die Zubereitung Asiens mit unserem Küchenwissen und unserer Produktepalette gekreuzt, wird’s spannend“, schmunzelt Heilemann.
Einen Besuch wert ist auch das Zweitrestaurant Hide & Seek. Der Weg dorthin führt durch die Bar im ersten Stock, deren Tresor-Wand an Zürichs Banktradition erinnert. Das Restaurant ist modern gestylt und trotzdem nicht unterkühlt. Das machen nicht zuletzt die Bücherwände aus, die das Ambiente auflockern und fast ein Feriengefühl schaffen. Küchenchef Dennis Mazza begann im August 2016 als Chef Tournant und bringt die Kulinarik Europas mit der des Mittleren Ostens und Asiens in Einklang. “Jedes Gericht enthält salzige, süße, bittere, saure, würzige und säuerliche Komponenten in harmonischer Einheit“, bringt der in Deutschland aufgewachsene Mazza seine ayurvedisch inspirierte Philosophie auf den Punkt. Lokale Kräuter und Gewürze tragen zur Pointierung der Aromen bei. Entwickelt Mazza ein Gericht, gibt er es an die Ayurveda-Experten des Hauses weiter, die sicherstellen, dass sie den ayurvedischen Standards entsprechen.
Die digitale Speisekarte wird auf einem Tabletcomputer präsentiert und kennzeichnet klar, ob ein Gericht vegetarisch, vegan oder glutenfrei ist. Gut gelaunt, sehr aufmerksam und authentisch-freundlich bringt der Service beispielsweise eine herrliche geschmorte Aubergine mit Miso, Baba Ghanoush, Shiitake Pilzen, Miso und Koriander an den Tisch. Ein makelloser kulinarischer Brückenschlag von West nach Ost ist der Saibling mit gebratenem Spargel, Pinienkernen und roter Bete als Gemüse sowie Hollandaise. Als Dessert empfiehlt sich das Thai Garten genannte Quartett aus Ingwer, Erdnuss, Yuzu und Shiso.
Wie ein Sonnenkönig der Neuzeit residiert, wer die prunkvoll-opulente Royal Residence bucht. Sie erstreckt sich über das gesamte obere Stockwerk und ist mit 1975 Quadratmetern die größte Hotelsuite Europas. Allein die umlaufende Außenterrasse umfasst 830 Quadratmeter. Die Innenarchitektur trägt die Handschrift eines französischen Designers und versetzt den Besucher in das Schloss Versailles. Die Einrichtung ist eine Kombination aus französischen klassischen Möbeln und Handwerkskunst, arabisch inspirierten Designs, Texturen und Farben – sowie genug Marmor und Gold, damit sich auch ein milliardenschwerer Ölscheich wie zu Hause fühlen dürfte. Die kunstvollen Möbel und geschnitzten Kassettendecken erzeugen ein einzigartiges Ambiente.
Ursprünglich sollte die Suite das Domizil von Khalifa bin Hamad Al Thani werden. Doch der Scheich zog nie ein, kurz vor der Fertigstellung im Oktober 2016 starb der alte frühere Emir von Katar im Alter von 84 Jahren. Nun steht die Suite all jenen offen, die bereit sind, ihr mutmaßlich prall gefülltes Konto um 50.000 Schweizer Franken für eine Nacht zu erleichtern. Dafür gibt es eine private Tiefgarage mit eigenem Lift, acht Schlafzimmer, acht Badezimmer, zwei Aufenthaltsräume, ein Foyer mit zwei privaten Aufzügen, ein geräumiges Esszimmer – und eine Küche, in der auch Sterneköche glücklich werden.