Mit Teneriffa verbinden Urlauber meist Sonne, Strand und kobaltblaues Meer. Doch die größte Kanareninsel lockt nicht zuletzt mit feiner Kulinarik und luxuriösen Unterkünften.
Das Wetter kann man sich nicht aussuchen, wohl aber den Urlaubsort. Wer dem immer noch nicht stattfindenden Frühling entfliehen, aber nicht die anstrengende Fernreise auf sich nehmen will, hat mit den Kanaren eine schnell erreichbare Alternative. Auf Teneriffa beispielsweise fallen die Temperaturen selbst im tiefsten Winter kaum unter die 22-Grad-Marke.
Costa Adeje im Südwesten der Insel genießt ganzjährig Sonne satt. Trotz der Nähe zu den Bettenburgen in Playa de las Americas haben sich dort überwiegend Hotels der Vier- und Fünfsterneklasse angesiedelt, die auch anspruchsvollere Touristen zufrieden stellen. Zu den jüngeren Anlagen gehört das 2018 eröffnete Royal Hideaway Corales Resort.
Die spanische Barceló Hotel Group investierte mehr als 90 Millionen Euro in das Hotel, das sich wie ein Ocean Liner aus dem Wüstenbeige des Südens reckt. Das avantgardistische Design soll an Korallen erinnern: geformter Beton aus leuchtendem Weiß, klare Töne, geschwungene Linien. Der kanarische Architekt Leonardo Omar ließ sich von den Formen und Farben der Insel inspirieren und integrierte daher Vulkangestein in sein Konzept. Dazu gehört auch, die abwechselnd in unterschiedlichen Farben illuminierte Lobby in den Felsen schlagen zu lassen.
Das Resort unterteilt sich in zwei Bereiche: Das Corales Beach mit seinem Infinity-Pool auf dem Dach und fünf Restaurants richtet sich nur an über 16-jährige, während Corales Suites auch ganze Familie beherbergt. 114 Suiten, mit eigener Küche, Privatpools und auf Wunsch mit mehreren Schlafzimmern bieten genügend Platz für Kind und Kegel. Die 121 Junior-Suiten im „Adults only“-Teil bieten sämtlich Meerblick, einen 22 Quadratmeter großen Balkon und freistehende Badewannen mit Blick auf den Atlantik.
Das kulinarische Flaggschiff ist das Rooftop-Restaurant Maresía. Masterminds sind die Padrón-Brüder, deren Stammhaus „El Rincon de Juan Carlos“ mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Im Maresía ist Mario Gonçales ihr stiller Statthalter. Seine „nuova cocina canaria“ steht für eine Symbiose aus regionaler Küche, Meeres-Spezialitäten und ausgesuchten internationalen Produkten. „Mein Kindergarten war die Küche meiner Eltern“, blickt Juan Carlos Padrón im Gespräch zurück. Sein Vater starb, als er 19 Jahre alt war. So spielt die Mutter bis heute eine tragende Rolle in den Restaurantküchen. Bruder Jonathan widmet sich den formvollendeten Desserts. Einmal pro Woche kommen die Padrón-Brüder ins Maresía.
Die Kreationen von Juan Carlos, der nicht zuletzt in Ferran Adriàs El Bulli wirkte, vermögen seinem strotzenden Selbstbewusstsein nicht ganz standzuhalten. So stehen beispielsweise die der Wrackbarsch mit Fischsuppe aus Macho-Essig oder auch der Räucheraal mit Himbeeren und Teriyaki-Mayonaise zwar für technisch tadelloses Handwerk. Doch fehlt bisweilen der letzte Schliff auf dem Weg zum Kunstwerk, auf den man nach dem nachmittäglichen Presse-Plausch so sehnsüchtig wartete. Gleichwohl stehen Kreationen wie „Seewolf mit Gazpachuelo-Suppe und Parmesan- und Schwarztrüffelspänen auf Booten aus gerösteten Zwiebeln“ oder „Zitronenjoghurt mit gerösteter Schokolade“ für die hohe kulinarische Kompetenz der Padrón-Brüder.
Unbedingt empfehlenswert ist ein Besuch des Restaurants San Hô, wo der kolumbianische Küchenchef Jamie Palmar feinste peruanisch-japanische Fusionsküche zelebriert. Schon das klassische Ceviche mit „Leche de Tigre“, roten Zwiebeln, Koriander und Limetten, zeigt wohin die kulinarische Reise geht. Ausgezeichnet ist auch das Usuzukuri de Toro, hauchdünn aufgeschnitten, mit Avocado-Crème und Tomaten-Chalaquita. Ebenso exzellent ist das auf glühender Kohle servierte hauchzarte Rindfleisch.
Weinliebhaber sollten Altos de Trevejos ganz oben auf ihrer Agenda platzieren. Das wohl höchstgelegene Weingut Spaniens liegt 1300 Meter über dem Meeresspiegel in Vilaflor, der – ein weiterer Superlativ – höchstgelegenen Gemeinde Spaniens. Nur rund zwei Kilometer sind es bis zum 3718 Meter hohen Vulkan Pico del Teide, der wie ein Beschützer über den Weinbergen thront. Wenn die Sonne untergeht, wird es bisweilen eisig kalt. Das spüren auch die Reben – und es ist gerade dieser Temperaturunterschied, der die Trauben langsamer reifen lässt und die fruchtigen Aromen verstärkt.
Enrique Alfonso, Winzer und Spross einer alteingesessenen Weinbau-Dynastie, ist eigentlich Apotheker. Mit dem Weinbau auf Teneriffa hat er 2012 angefangen und produziert nach ökologischen Grundsätzen etwa 15.000 Flaschen im Jahr. Sein Credo: „Wir wollen nicht die besten Weine machen, aber solche, die für Teneriffa typisch sind.“ Auf 25 Hektar Rebfläche wachsen vorrangig mit autochthonen Sorten wie Listán Blanco, Malvasía, Albillo, Vijariego Negro, Syrah und Listán Prieto. Jahrzehntelang wurde der Wein in der kanarischen Villa von 1800 hergestellt, die die Familie Alfonso in der Gemeinde San Miguel Abona besitzt und deren Innenhof eine riesige Presse aus dem frühen 19. Jahrhundert prägt.
Die besten Tropfen sind die Bergweine. Die alten Reben der Sorte Listán und Malvasía werden kalt mazeriert und liegen neun Monate auf der eigenen Hefe. Es ist ein Wein von großer Komplexität, der die fruchtigen und blumigen Aromen des Malvasia mit den krautigen Noten des Listán Blanco vereint. Unter den Roten ist der Baboso Negro eine Sünde wert. Zwölf Monate in französischen Eichenfässern gereift, überzeugt er mit seiner hohen aromatischen Intensität, am Gaumen dominieren reife Früchte und Gewürze. Ganze Arbeit leistet Enrique Alfonso auch mit seinem Brut Nature, der nach der traditionellen Champagner-Methode mit zweiter Gärung und mindestens zwölfmonatiger Lagerung in der Flasche hergestellt wird.
Ein Muss ist das Mittagessen mit traditionellen Insel-Gerichten in der Villa der Alfonsos. Atún en Adobo etwa, ein marinierter Thunfisch, dazu der im Barrique ausgebaute Tinto de Altos de Trevejos aus Baboso und Syrah – Leben wie Gott auf Teneriffa. Zurück im Corales Beach Resort können Gäste gleich ihre „Tailormade-Experience“ für den nächsten Tag buchen. Ein Helikopterflug über den Nationalpark Teide etwa, ein vom Chef de Cuisine an der Suite-eigenen Kochinsel zubereitetes In-Room Dining – oder eine Delfinbootstour oder eine „Floating mindfulness Massage“ nicht am, sondern im privaten Pool. Golf-Aficionados kommen im nur wenige Minuten entfernten Golfclub Adeje auf ihre Kosten – Meerblick von fast allen Spielbahnen inklusive.
Fotos: Christian Euler, Barcelo Hotel Group