Im 23. Stock des Jumeirah-Hotels im Herzen von Frankfurt fühlt man sich auf Augenhöhe mit den Bankbossen, die in den obersten Stockwerken der vielen Finanz-Hochhäuser über ihren Milliardengeschäften brüten.
Dieses Gefühl kommt nicht von ungefähr: Das Gebäude mit seiner in leicht dekonstruktivistischer Manier geknickten Fassade aus matt schimmerndem Aluminium am Thurn-und-Taxis-Platz wurde ursprünglich als Bank-Tower geplant. Schon 2007 war der Mietvertrag mit dem niederländischen Geldhaus ABN AMRO in trockenen Tüchern, zum Einzug kam es aber nie. Ein Tribut an die einst geplante Bank ist der etwas enge und schlauchförmige Empfangsbereich. Das zuvorkommende Personal macht den kleinen Makel jedoch schnell wett. Aufzug fahren will gelernt sein im neuen Fünfsternehaus: Die gewünschte Etage muss man bereits vor der Tür auf einem Touchscreen eingeben. Kurz darauf erfährt der geneigte Gast, in welchem der drei Aufzüge er sich nach oben oder unten chauffieren lassen darf.
Im Lift selbst gibt es keine Tasten mehr, nur einen großen Spiegel. Wer im Jumeirah logiert, muss schließlich wissen, ob Anzug und Frisur sitzen. Mit einer Mindestgröße von 35 Quadratmetern bietet das Jumeirah Frankfurt die durchschnittlich größten Hotelzimmer in Deutschlands Bankenmetropole.
Die Räume sind in warmen Brauntönen wie Walnuss oder Honig gehalten und mit hochwertigen Materialien, vor allem Holz und Marmor, ausgestattet. Das offene Badezimmer-konzept lässt die Zimmer größer erscheinen. Schiebetüren aus Holz machen das Bad in Sekundenschnelle zum abgetrennten Mini-Spa – mit Rainshower-Dusche, separatem WC, Marmorwaschbecken und großer Badewanne. Die bequeme und einfache Steuerung der Zimmertechnik steuern mehrere Touch Panels. Geschäftsleute schätzen den großzügigen Arbeitsbereich mit HDMI, USB und Cinch-Anschlüssen. Schade nur, dass sich wegen des erhöhten Sicherheitsbedürfnisses die Fenster nicht öffnen lassen.
Ex Oriente Lux(us)
Mit dem im August 2011 eröffneten Jumeirah, ist die gleichnamige Luxushotelkette aus Dubai erstmals in Deutschland vertreten. Bekannt ist die Gruppe durch das Burj Al Arab, das Vielreisende auch heute noch zu den feudalsten Herbergen der Welt zählen. Das ist 22.000 Quadratmeter groß, die 218 Zimmer verteilen sich auf die oberen 19 der 25 Stockwerke. Ein Spa der eigens von Jumeirah kreierten Marke Talise verheißt Entspannung, Genießen und Heilen auf 400 Quadratmetern. Heiß wird es in zwei Saunen – mit ihrem allerdings etwas zu klein geratenen Ruhebereich. Das benachbarte Fitnessstudio Platinum Fitness First Health Club mit Innenpool steht den Hotelgästen kostenlos zur Verfügung.
Kulinarisch sticht das Restaurant Max on One heraus, das sich in drei Bereiche gliedert: eine Lounge, eine offene Showküche und zwei begehbare gläserne Weinkuben. Diniert wird in bequemen Sesseln. Für den guten Geschmack ist Executive Chef Martin Steiner verantwortlich, der zuvor als Küchenchef auf Johann Lafers Stromburg arbeitete und seine Kochkunst schon vor Jahren im Savoy London sowie im Berliner Adlon verfeinerte.
Der Name des Max on One ist eine Reminiszenz an Kaiser Maximilian I. von Habsburg, der im 15. Jahrhundert der Familie Thurn und Taxis – Namensgeberin der Hoteladresse – die Zustellung der Post übertrug und somit als Gründer des deutschen Postsystems gilt. Günstig sind die Speisen nicht. Ein Wiener Schnitzel schlägt mit 26 Euro zu Buche, wird dafür aber nebst Bratkartöffelchen auch mit kaltgerührten Preiselbeeren und Gurkensalat serviert. Wer zum Nachtisch Rhabarber und Erdbeeren mit Baiser und Eis genießen möchte, zahlt 16 Euro.
Kulinarisches Gipfeltreffen
Am 6. Mai 2012 öffnete Küchenchef Steiner erstmals seine Showküche zur Küchenparty. Ausgestattet mit einer weißen Kochschürze mit goldenem Jumeirah-Schriftzug hatten die Gäste die Möglichkeit, den Kochstars über die Schulter zu schauen und sich auch selbst in der Sternekulinarik zu versuchen.
Vier hochkarätige Gastköche zeigten ihre Kunst und machten das Event zum kulinarischen Gipfeltreffen: Stefan Lastin, Küchendirektor des Gourmet-Restaurants Schlossstern in Schloss Velden wurde 2010 von Gault Millau als Aufsteiger des Jahres ausgezeichnet und brillierte mit Kärntner Saibling und Kaviar im Wiesenkräuterfond.
Christoph Rainer, Küchenchef in der Villa Rothschild Kempinski und mit zwei Michelin-Sternen sowie 18 Gault Millau-Punkten ausgezeichnet, brachte norwegische Jakobsmuscheln mit. Perfekt abgestimmt war sein Griesheimer Spargel in Texturen von Wildkräuteremulsion. Eine kulinarische Glanzleistung war das “Zenzakan Ztyle Zushi” von Sebastian Roisch der sonst als Maître de Cuisine im vom Schlemmeratlas als bestes ausländisches Restaurant 2012 ausgezeichneten Restaurant Zenzakan kocht. Fernsehkoch Mike Süsser, bekannt durch “Die Kochprofis”, richtete gebuttertes Erdäpfelpüree mit Wachs Ei, grünem Veltlinerschaum und Trüffeln an. Max on One-Chef Martin Steiner selbst entschied sich für gegrillte Ochsenbrust mit Kartoffel-Gröstl & Bärlauch-Hollandaise. Eine Austern- und Lachsstation, ein Käsestand und ein Buffet mit außergewöhnlichen Dessertkreationen erweiterten den anspruchsvollen Parcours durch das Reich der Spitzenköche.
Die regionalen Weingüter Georg Breuer aus Rüdesheim, Josef Spreitzer und Chat Sauvage aus dem Rheingau verwöhnten mit ihren erstklassigen Weinen. Höchst individuell präsentierte sich die “Wilde Katze.” Ein Rheingauer Weingut ohne Riesling? Bisher undenkbar. Nicht bei Chat Sauvage, das mit seinem im Holzfass vergorenen Chardonnay und feinen Pinot Noirs den archetypischen Rheingau-Klassiker vergessen ließ. Leckermäulchen sollten sich schon jetzt die nächste Küchenparty in die Agenda aufnehmen. Der genaue Termin für 2013 steht zwar noch nicht fest. Wie zu erfahren war, soll es wohl im April oder Mai wieder soweit sein.
Gut, wenn man nach dem opulenten Mahl nur noch einige Stockwerke nach oben fahren muss, um sich sogleich wohl gesättigt und leicht umnebelt ins frisch bereitete Bett fallen zu lassen – mit Blick auf die nächtliche Skyline der Bankenstadt. Die Preise für die opulenten Zimmer beginnen bei 240 Euro pro Nacht. In der 220 Quadratmeter großen Präsidentensuite mit eigener Sauna logieren darf, wer 5.000 Euro je Nacht auf den Rezeptionstisch zu legen bereit ist. Für das Frühstück kommen 32 Euro hinzu. Dafür gibt es nicht zuletzt biologischen Schafsmilchjoghurt aus Österreich und eine Reihe frisch zubereiteter Speisen aus Bio-Eiern. Und der Honig kommt frisch vom eigenen Dach, wo 40.000 “fleißige Helfer” (O-Ton Speisekarte) für die süße Versuchung sorgen – frei von künstlichen Zusätzen. Das Jumeirah Frankfurt dürfte damit zweifelsfrei das Hotel mit den meisten Mitarbeitern sein.
Weitere Informationen finden Sie unter www.jumeirah.com/frankfurt oder www.facebook.com/JumeirahFFM.
Christian Euler & Ralph Wintermantel