Die Provinz Girona im Nordosten Spaniens auf Buchten und Strände der Costa Brava zu reduzieren, greift zu kurz. Die Region zählt zu den kulinarischen und kulturellen Hotspots der Iberischen Halbinsel.
Ausgangsbasis für eine Erkundungstour ist das am historischen Königsweg, dem Camí Real gelegene Hotel Camiral inmitten des 300 Hektar großen PGA Catalunya Resorts. Auf dem Gelände entsteht seit 2011 ein Anwesen mit Villen, Reihenhäusern und Apartments im Wert von 130 Millionen Euro. Ursprünglich war es für eine Formel-1-Strecke vorgesehen, seit 1997 ist es ein Golfresort, das heute zu Europas besten Golfwohnanlagen gehört. Nur eine Minute ist es mit dem Golfcart von der Hotel-Lobby bis zum ersten Abschlag des „Tour Course“ PGA Catalunya Resort, nach einer weiteren Minute steht man am Abschlag des „Stadium Course“, der als bester Platz Spaniens gilt.
Im Camiral, das von außen an ein Tagungshotel erinnert, trifft zeitgenössisches Design auf urban-schickes Interieur. Viel Licht und klare Linien dominieren. Die Lobby erstreckt sich über drei Ebenen und ist geprägt von lauschigen Sitzgelegenheiten, extravaganten Lampen, Vitrinen mit Keramiktellern und einer riesigen Bibliothekswand. Die 149 Zimmer und Suiten bieten freien Blick auf die Golfanlagen, den Stadium Course und den Tour Course, die umliegende Landschaft, die Swimming Pools des Resorts sowie die hoteleigenen Gärten.
Der Panoramablick auf die Fairways lässt sich auch von Designerhäusern und Ferienvillen bis hin zu modernen Apartments genießen – Zahlungsfähigkeit vorausgesetzt. Ein Apartment mit einer Wohnfläche von 104 Quadratmetern, der Schlafzimmern und einer 22 Quadratmeter großen Terrasse, Keller und PKW-Stellplatz schlägt mit 520 000 Euro zu Buche. Die zweistöckige Villa Lagula mit einem Wohnraum von gut 400 Quadratmetern erleichtert das Konto um 2.3 Millionen Euro.
Nach einem anstrengenden Tag auf den Golfparcours drängt sich der Besuch des Spas förmlich auf. Das „Quiro Golf“ genannte Ritual etwa entspannt die geplagten Muskeln durch eine innovative Massage, die mit Golfbällen die Durchblutung verbessert und Gelenkschmerzen reduziert. Diese Technik verbessert die Flexibilität des Körpers und stellt das Gleichgewicht von Körper und Geist wieder her.
Das Signature Restaurant “1477” kombiniert europäische Küche mit katalanischem Twist. Als Vorspeise serviert das aufmerksame Team ein Carpaccio vom Gelbflossen-Thunfisch mit Avocado-Püree, marinierter Wassermelone und eine in Wodka eingelegte Gurke. Gelungen ist auch der erste, „Calamari Alla Carbonara“ genannte Gang mit konfiertem Schweinebauch und Parmesanschaum. Dazu ein 2012er Xarel·lo Pairal aus der Region Penedès. Während die darauf folgende Paella “Palamós” Prawns etwas ausdruckslos gerät, zeigt sich Küchenchef Francisco Hernandez mit dem inspirierenden „Girona Rinderfilet“ auf der Höhe seines Schaffens.
Der Gran Claustro 2013 D.O. Empordà erweist sich als kongenialer Begleiter. Die Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Tempranillo, Syrah und Garnacha aus den drei Rebgärten Pont de Molins, La Garriga und Garbet reifte über 18 Monate in Barriques aus Allier-Eichenfässern. Der Wein ist von intensivem Kirschrot mit violettem Rand und am Gaumen frisch und rund, mit feingeschliffenen Tanninen und seidigem Charakter.
Kulinarik-Fans finden im näheren Umkreis ein wahres Elysium der Haute-Cuisine. Mit 50 Michelin-Sterne-Restaurants, die insgesamt auf über 60 Sterne kommen, herrscht in Katalonien wohl die höchste Dichte an Spitzenköchen in Europa. Die drei Brüder, Joan, Josep und Jordi Roca gehören zu den besten Köchen der Welt. Seit 2009 führt der Guide Michelin ihr Restaurant „Celler de Can Roca“ in Girona mit drei Sternen. 2013 und 2015 führte es die Liste der weltbesten Restaurants an. Fast ein Jahr muss warten, wer einen der begehrten Plätze bei den Roca-Brüdern ergattern will.
Girona, eine knappe Autostunde von Barcelona entfernt im Hinterland der Costa Brava, ist die bisweilen vergessene, aber ebenso attraktive Schwester Barcelonas. Der mittelalterliche Kern ist eine natürlich gealterte Schönheit mit Bogengängen, Treppenvierteln und versteckten Kneipen. Die Wege in der 100.000-Einwohner- Stadt sind nicht weit. Von vielen Balkonen hängt die Senyera, Kataloniens rot-gelb-gestreifte Unabhängigkeitsflagge, die Autonomiebestrebung ist hier fast omnipräsent. Am Eingang des ehemaligen Judenviertels El Call wurden mehrere Folgen der amerikanischen Fantasy-Serie “Game of Thrones” gedreht – einer von vielen Plätzen in Girona, wo Fans der Erfolgsserie auf ihre Kosten kommen.
Wer keinen Tisch im „Celler de Can Roca“ bekommt, sollte sich auf die Girona Food Tour begeben. Vier Stunden Schlemmen, Schmecken und Degustieren stehen auf dem Programm – mundgerecht verpackt in einer kleinen Gruppe.
Über die von Gustave Eiffel erbaute Stahlbrücke über den Riu Onyar führt die kulinarische Entdeckungsreise zur Bäckerei Casamoner. Gut und günstig ist die Auswahl – auch an biologischen Backwaren. Zum Café con Leche darf ein Xuixu (sprich Shu-shu) nicht fehlen. Die süße Spezialität Gironas besteht aus einem röhrenförmigen, mit Puddingcreme gefüllten Schmalzkringel, der in Olivenöl frittiert und anschließend mit Zucker bestreut wurde. Mercat de Lleó heißt der Wochenmarkt, vor dem ein großer Löwe auf einer hohen Säule thront. Er wird nicht wie die Boqueria im nahen Barcelona von Touristengruppen belagert. Hier treffen sich die Einheimischen, um frische Produkte wie Fleisch, Fisch, Obst oder Gemüse zu kaufen, statt in den Supermarkt zu gehen.
Eine der Spezialitäten ist die Botifarra Dolça genannte süße Wurst. Die normale Botifarra ist salzig, wird gebraten und meist mit weißen Bohnen gegessen. Die süße Variante ist im Rohzustand gleich, kommt aber mit süßem Wein in den Kochtopf statt in der Pfanne gebrutzelt zu werden. Dann wird sie mit Zimt und Zucker, etwas Zitrone und Apfelstückchen gegart. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Salvador Dalí immerhin liebte die eigentümliche Delikatesse.
Die Eisdiele Rocambolesc ist der süße Ableger der Familie Roca. Beste Zutaten verstehen sich von selbst. Außergewöhnlich sind auch die ausgefallenen Toppings: von Wölkchen aus Rosenextrakt über Eis im warmen Brötchen oder Sorbet von Kokos und Veilchen ist alles dabei.
Kunstliebhaber finden im so genannten Dalí-Dreieck ihr Eldorado. Die Route startet in Figueras im Theater-Museum Dalí, wo eine umfangreiche surrealistische Sammlung sowie die Schmuckkollektion Dalí Joies ausgestellt wird. In Port Lligat befinden sich das Wohnhaus Salvador Dalís samt Museum und Atelier mit persönlichen Gegenständen. Die aus dem 11. Jahrhundert Burg in Púbol wiederum war ein Geschenk des Exzentrikers an seine Muse Gala, um sein Versprechen einzulösen, sie zur Königin in einer Burg zu machen. Der Geist der Vergötterten scheint noch dort zu schweben. Gala starb wurde in einer Doppelgrab-Krypta im Keller beigesetzt.