Seine Fahrdynamik und Ausstattung machen den Porsche Macan GTS zum edlen Kraftpaket für die ganze Familie. Günstig ist dieses Vergnügen leider nicht.
“Macan” leitet sich vom indonesischen Wort für Tiger ab und steht für Geschmeidigkeit, Kraft, Faszination und Dynamik. Im vergangenen Jahr lag der kleine Bruder des Cayenne lag mit 97.000 ausgelieferten Einheiten mit Abstand an der Spitze der Stuttgarter Sportwagenmanufaktur. Mehr als die Hälfte des Absatzes von Porsche entfällt mittlerweile auf SUVs‚ die allzu gern als stylische Stadtautos oder Luxus-Schulbus zweckentfremdet werden. Mit gutem Grund: Kinder finden auf der Rückbank des 4,69 Meter langen Macan genug Platz, auch Erwachsene sitzen bequem. Für drei Personen wird es allerdings etwas eng. Die Rücksitzlehnen lassen sich im Verhältnis 40/20/40 umlegen. Begnügt man sich mit zwei Sitzen‚ bietet der Macan 1500 Liter Ladevolumen. Die großen aggressiv gestalteten Lufteinlässe sind ein markantes Statement, das der Macan in Richtung Rückspiegel anderer Fahrzeuge abgibt.
Im Cockpit des Zuffenhausener Luxus-Crossovers fühlt man sich wie in einer Pilotenkanzel. Die gewaltige Mittelkonsole verfügt über rund 30 Schalter‚ das Overhead-Panel birgt ein weiteres Dutzend Knöpfe. In der Mitte der drei Rundinstrumente dominiert der gewaltige analoge Drehzahlmesser. Rechts vorm Tourenzähler kann sich der Pilot je nach Gusto zehn verschiedene Displays zeigen lassen. Etwa die Verteilung des Antriebs-Drehmoments‚ Navi-Hinweise oder die Kühlwassertemperatur. Das Zündschloss findet sich – traditionell bei Porsche – links vom Lenkrad. Es ist eine Reminiszenz an das 24-Stunden-Rennen von Le Mans: Die Porsche-Piloten konnten dank dieser Anordnung schnell starten und zur gleichen Zeit den Gang einlegen.
In Verbindung mit dem Sport-Plus-Paket lässt sich die Grundeinstellung des Fahrzeugs in drei Stufen von entspannt bis aggressiv verändern. Der Offroad-Modus ist das vierte Fahrprogramm. Hier schalten alle Systeme in ein traktionsorientiertes Geländeprogramm (bis Stundenkilometern). Ein Untersetzungsgetriebe für schweres Gelände gibt es allerdings nicht. Der 360 PS starke V6-Benziner mit drei Litern Hubraum klingt kernig und schickt sein maximales Drehmoment von 500 Newtonmetern schon 1650 Umdrehungen ins Sieben-Gang-Porsche-Doppelkupplungsgetriebe. Schon das Zwischensprint-Potenzial ist ein Manifest der Vitalität. Selbst wenn sich die Tachonadel der Marke von 200 Studenkilometern nähert und die geschmeidige Automatik beim Kickdown vom siebten in den fünften wechselt, macht der Porsche Macan GTS noch mal einen Sprung nach vorn.
Die Schaltübergänge sind schnell und fließend, im Sport-Plus-Modus benötigt der Macan GTS lediglich fünf Sekunden für den Spurt auf 100 Stundenkilometer. Schluss ist erst bei 256 km/h. Das Kurvenverhalten, die zuverlässig rückmeldende Lenkung, die Straßenlage bei hohen Geschwindigkeiten und die bissfesten Bremsen zeigen: Der „Tiger“ trägt die Porsche-Gene in sich. Er liegt auf der Straße wie ein Sportwagen, bremst wie ein Sportwagen – und ist fast so agil wie ein Sportwagen.
Der V6-Motor ist kein Kostverächter: Wird der Normverbrauch mit rund neun Litern angegeben‚ begnügt sich der Porsche Macan GTS im Alltag kaum unter zwölf Litern. Extras wie Keramik-Bremsen (8032 Euro)‚ Lederausstattung (3820 Euro) und Luftfederung mit Niveauregulierung (1476 Euro) schrauben den Preis des Testwagens auf knapp 110 000 Euro. Das liegt zwar deutlich über dem durchschnittlichen Familienauto-Budget. Doch bisweilen überwiegt die Versuchung‚ sich einen Traum zu erfüllen. Und dann hält man es mit Oscar Wilde‚ der schon lange bevor der erste Porsche die Sportwagenfans verzückte‚ sehr treffend postulierte: “Man umgebe mich mit Luxus, auf alles Notwendige kann ich verzichten.”
Fotos: Christian Euler, Porsche AG