Das Vila Vita Hotel Rosenpark ist nur kleiner Teil des Hotel- und Gastronomie-Imperiums der Pohl-Gruppe. Eine Spurensuche in Marburg, wo alles begann.

Der Name Pohl ist in Marburg fast allgegenwärtig. Reinfried Pohl, der 2014 gestorbene Gründer der Deutschen Vermögensberatung DVAG, hat seine Heimatstadt seit Beginn des neuen Jahrtausends geprägt wie kein anderer. Mit einem Teil seines milliardenschweren Vermögens machte Pohl die Marburger Gastronomie weit über die Landesgrenzen Hessens hinaus bekannt. Kernstück ist das im Jahr 2000 eröffnete Hotel Vila Vita Rosenpark in der – Nomen est Omen – Anneliese Pohl Allee.

 

Wenige Gehminuten entfernt von der historischen Altstadt liegt es direkt an der Lahn. Nach einer einjährigen Sanierungsphase öffnete es im vergangenen Mai in neuem Glanz seine Türen. Die Frischzellenkur hat das Hotel mit seinen 194 Zimmern zum Vorzeigehaus in Marburg gemacht. Moderne Linien in den aufgehübschten Zimmern und Suiten, neue Bäder und Böden sowie die umfassende Renovierung des Wellness-Bereichs lassen das zuvor etwas angestaubte Auftreten vergessen. Ein Blickfang ist die Lobby mit ihrem mächtigen Kronleuchter aus Murano-Glas.

 

 

Einer Klassifizierung möchte sich Geschäftsführer Simon Hunger mit dem einstigen Fünfsternehaus gleichwohl nicht unterwerfen. „Mit dem Verzicht möchten wir vor allem den Geschäftsreisenden entgegenkommen, die aufgrund von Regelungen keine Fünf-Sterne-Häuser mehr buchen dürfen“‚ gibt sich Hunger pragmatisch – und gibt sich selbstbewusst: „Wir werden alle unsere Gäste auch ohne Sterne glücklich machen.“ Während das Restaurant „Zirbelstube“ mit seiner regionalen und bodenständigen Küche unangetastet blieb, mutierte das ehemalige Restaurant „Rosenkavalier“ zum neu renovierten „Rosenpark Restaurant“‚ das mit seiner ungezwungenen Atmosphäre punktet. Kulinarisch hat sich dort einiges getan. Küchenchef Eric Lehr und sein Sous Felix Riehl richten ihre Küche mediterran aus und servieren ihren Gästen herrliche hausgemachte Pasta und Pizza aus dem Mibrasa-Holzkohleofen.

 

 

Ein Gaumenschmeichler ist auch das in Dry Aged-Schränken trocken abgehangene und im geschlossenen Ofen schonend gegarte Fleisch. „Auch Vegetarier und Fisch-Gourmets kommen im „Rosenpark Restaurant“ auf ihre Kosten“ bricht Chef de Cuisine Eric Lehr eine Lanze für Nicht-Karnivoren, „denn wir grillen auch unser Gemüse und unseren frischen Fisch mit dem Holzkohleofen.“ Der gebürtige Marburger kocht im fünften Jahr für das Vila Vita-Hotel, zuvor war er Sous-Chef und Chef-Pâtissier im Relais & Châteaux Hotel „Sonne Frankenberg.“ Dass der Sieger der “Roussillon Dessert Trophy” auch die Zubereitung erstklassiger Desserts beherrscht, zeigen Kreationen wie das sizilianische Limoncello-Gelee mit Ricottasorbet und Kaffee Granita oder die Pina Colada mit warmer Ananas aus dem Holzkohlegrill und Kokosnuss-Sorbet. Den Abend ausklingen lassen sollte man vorzugsweise in der „Rosenpark Bar“, wo Barchef Stefan Hartmann kunstvolle Cocktails wie „White Basil“ aus Vodka, Maracujasaft, Basilikum und weißer Schokolade mixt.

 

 

Zum Pohl-Imperium, das seit dem Tod des Patriarchen unter der Geschäftsführung seines Sohnes Andreas steht, gesellen sich unter anderem das “Vila Vita Parc Hotel” mit Zweisterne-Restaurant an der Algarve, das Weingut „Herdade dos Grous“ im portugiesischen Alentejo, eine Pferde- und Rinderzucht und ein Hotel mecklenburgischen Plauer See und das “Weingut am Nil” im pfälzischen Kallstadt. Insgesamt verfügt die Gruppe über 651 Zimmer für maximal knapp 1.590 Gäste, um die sich 960 Mitarbeiter kümmern. In Marburg gehören das Feinkostgeschäft “Vita Essentials”, das Restaurant und Biergarten “Bückingsgarten”, das “Waldschlösschen” und die historische Event-Scheune in Dagobertshausen hinzu. Der Bückingsgarten thront hoch über Marburg am Fuße des Landgrafenschlosses mit herrlichem Blick über die Hügel des Oberhessischen Berglandes. Dort haben Gäste die Wahl zwischen gehobener Gastronomie oder dem rustikalen Angebot des Biergartens.

 

 

Küchenchef Leo Sauer setzt auf eine „moderne, zeitgemäße Küche, die über bürgerlich-regionale Ansätze hinausgeht.“ Dieser Stil spiegelt sich in ebenso ausgetüftelten wie geschmacklich überzeugenden Gerichten wie hausgemachter Ravioli „Bloody Mary Style“ 
mit gelierter Tomatenessenz, Hummus und Chimichurri oder Redsnapper-Filet mit gebratenem Pulpo, Chorizo, gebackener Paella
 und Venusmuschelsud wider. Wer Fleisch bevorzugt, wird im breiten Angebot von Otto Gourmet fündig. Als besondere Versuchung hat sich das 21 Tage lang gereifte irische Hereford-Filet erwiesen.

 

 

Auch im Winter ein Muss sind die Eiskreationen von Mauro Mandarino in der „Aroma Bistro & Eisbar“. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert steht der leidenschaftliche Affineur kalter Versuchungen in seinem Eislabor. An heißen Tagen stellt er rund 600 Kilogramm Eiscreme her. Dabei kennt die Kreativität des sympathischen Italieners keine Grenzen: Über 170 Eissorten hat er sich schon ausgedacht – darunter schwarzes Eis, dem er mit Aktivkohle seine Farbe verleiht oder schwarze Vanille mit Pflanzenkohle. Herrlich im Geschmack ist das gesalzene Erdnusseis. Wer bei Mauro war, weiß, warum das Feinschmecker Magazin sein Bistro zu den besten 40 Eisdielen Deutschlands zählt.

 

 

Weiter geht die „Tour de Pohl“ ins zehn Autominuten von Marburg entfernte Dagobertshausen – ein Ort der nicht jedem Feinschmecker sofort als Mekka der Hochkulinarik einfallen dürfte. Zu Unrecht, denn Küchenchef Roland Reuss kocht hier auf sehr hohem Niveau. „Im Restaurant Waldschlösschen bieten wir unseren Gästen ehrliches Essen an“‚ bringt der Kräuterliebhaber seine Philosophie auf den Punkt „hier stehen die Produkte im Vordergrund.“ Im Kräutergarten wachsen Rucola, Minze und Estragon, aber auch Tomaten unterschiedlicher Couleur sowie Paprikaschoten.

 

 

Zur Vorspeise gibt es beispielsweise Feldsalat mit gebratener Bio-Hähnchenbrust, dazu halbgetrocknete Tomaten und geröstete Kürbiskerne oder Salat von Roter Bete mit Honig, gratiniertem Ziegenkäse und Arganöl. Unter den Hauptgängen finden sich Gaumenschmeichler wie auf Salz gebackene Schwarzwurzel mit Trüffel-Vinaigrette oder die zwölf Stunden lang geschmorte Backe vom hessischen Weideochsen mit Kartoffel-Parmesan-Püree und Wurzelgemüse. Den Abschluss bildet ein lauwarmer Schokoladenkuchen von der Callebaut Schokolade mit Eiscreme von Mauro. Das Interieur im Waldschlösschen ist eine gelungene Melange aus historischen und modernen Elementen. An der Wand hängen kupferfarbene Töpfe und Pfannen, durch eine Glaswand kann man dem Küchenteam bei der Arbeit zuschauen. Wer selbst Hand anlegen will, kann sich bei Roland Reuss zum Kochseminar im Kitchen Club anmelden.