Schon im Jahr 1787 schrieb Johann Wolfgang von Goethe 1787 in seiner ‚Italienreise’: „Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele, sondern dort liegt der Schlüssel zu allem.“ Der Geheimrat bewies Geschmack, bis heute beeindruckt die größte Insel im Mittelmeer mit ihrer Vielseitigkeit. Neben Sonne und Strand locken archäologische Stätten wie Syrakus und das Tal der Tempel – und natürlich der Ätna, Europas höchster Vulkan.
Bisher kaum auf dem Radar der Urlauber ist der Südosten Siziliens. Der von arabischen Einflüssen geprägte Badeort Marina di Ragusa mit seinen langen feinsandigen Badestränden kennt keinen Massentourismus. Gleichwohl zählt das Bewertungsportal Tripadvidsor die Strände zu den Schönsten in ganz Italien. Die besten Reisezeiten sind Frühjahr und Herbst. Dann ist es besonders ruhig und die Sonne strahlt täglich 13 Stunden vom blauen Himmel. Selbst am Wochenende, wenn die Einheimischen aus dem Landesinneren ans Meer kommen, findet sich überall ein Platz zum Schlemmen und Entspannen. Nicht ohne Grund gilt die Region als „provincia babba“, als ruhige Provinz, in die der Arm der Mafia nicht reicht.
Hotels wie das Sentido Acacia Marina Palace sind Mangelware. Cesare Madia hat es vor drei Jahren gekauft und betreibt es gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Marisa Carlisi. Die dynamische Managerin spricht fließend deutsch, zehn Jahre hat sie in Heidelberg gelebt und dort das Gymnasium besucht. Doch Sizilien ist ihre Heimat – und hier will sie bleiben. Die Hotellerie ist ihr Leben, das lässt sie auch ihre Gäste spüren, für die sie immer präsent ist. Immer wieder mischt sie sich mit Cesare unter die Urlauber und hat ein offenes Ohr für Fragen und Anregungen.
Seit dieser Saison firmiert das Acacia Marina unter der Thomas Cook-Marke Sentido und lockt die Gäste daher auch mit All Inclusive-Service. Drei Jahre läuft der Vertrag zunächst, Marisa Carlisi ist gespannt, was die Kooperation bringt. Grund zum Klagen hat sie nicht, das Geschäft brummt. Das vor zwei Jahren umfassend renovierte Acacia Marina Palace liegt mit seinen 100 Zimmern in ruhiger Lage in einer schönen Gartenanlage, 100 Meter entfernt vom Meer. Dort haben die Gäste ihr eigenes Stück Strand. Das Ortszentrum mit seinen Bars, Geschäften und Restaurants ist in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Wer viel Nachtleben erwartet, wird im beschaulichen Marina di Ragusa allerdings enttäuscht.
Das breite kulinarische Angebot im Acacia Marina umfasst auch sizilianische Köstlichkeiten wie die Arancini genannten frittierten Risotto-Bällchen oder Panelli, Plätzchen aus Kichererbsen, Pasta mit frischen Sardinen, pikant gewürzte Bandnudeln mit Schweineragout, Caponata Siciliana (kalt serviertes süßsaures Auberginengemüse mit Tomaten, Oliven, Kapern und Kräutern) und diverse Meeresfrüchte. Unter den süßen Versuchungen des Dessert-Buffets sticht neben dem Mandelkonfekt vor allem Cannolo aus, eine Spezialität der Insel in Form von gefülltem Gebäck. Die süße Ikone der sizilianischen Gebäckkunst besteht aus einer frittierten Teigrolle mit einer süßen cremigen Füllung aus Ricotta, die Vanille, Kakao, Schokoladenstückchen.
Ein Besuch der umliegenden Unesco-Weltkulturerbe-Städte Ragusa, und Modica sollte auf der To-do-list stehen. Geprägt von Kathedralen und Palästen gelten sie weithin als „Perle des Barock“. Das eine halbe Stunde mit dem Auto entfernte Ragusa, 1693 von einem Erdbeben fast vollständig zerstört, wirkt aus der Ferne wie in Stein gemeißelt. Erst aus der Nähe offenbart sich das kaum durchdringliche Gewirr enger Gassen mit ihren dicht übereinander liegenden Häusern, Kirchen und Bürgerpalästen.
Modica wiederum liegt auf einem Felssporn und zählt zu den Hochburgen des sizilianischen Barock. Die Schokolade aus dieser Stadt wird nach einem traditionellen Rezept bei geringen Temperaturen um 40 Grad Celsius hergestellt und nicht conchiert. Dadurch lösen sich die Zuckerkristalle nicht auf und die fertige Schokolade hat eine körnige, raue Textur. Ohne den berühmten „Schmelz“ präsentiert sich die Modica-Schokolade gänzlich anders als alle anderen Schokis – egal welcher Provenienz. Eine Verkostung ist unbedingt zu empfehlen. Im ‚Motycafe’ etwa, einem kleinen und schön designten Laden mit freundlich-zuvorkommenden Verkäuferinnen. Alle Sorten können verkostet werden. Geschmacklich überzeugt haben vor allem die Variationen mit Chili, Trapani-Meersalz, Vanille und Zimt.
In Campofelice di Roccella an der Norwestküste Siziliens besitzt Cesare Madia mit dem Acacia Resort Parco die Leoni ein weiteres Hotel mit 242 Zimmern, das er gemeinsam mit seiner Partnerin Marisa betreibt. Geprägt ist das direkt am Strand gelegene Resort von seinem großen Garten mit dem 1600 Quadratmeter großen Freiform-Pool. Überall stößt man auf das Azurblau des Mittelmeeres. Ein eigener Minigolf-Parcours, Volleyball, ein Kanuverleih am Strand sowie ein Rasen-Fußballplatz sorgen für Kurzweil. Das Buffetrestaurant spezialisiert sich auf sizilische und internationale Gerichte.
15 Minuten Fahrminuten entfernt liegt das 15.000-Einwohner Städtchen Cefalù – ein kleiner, bezaubernder Ort‚ der seinen typisch sizilianischen Charakter bewahrt hat. Im Hintergrund die hohen, bewachsenen Berge, auf der anderen Seite das strahlend blaue Meer und dazwischen die Stadt. Besonders reizvoll sind die engen Gassen, gesäumt von Bistros und Fischrestaurants, die sich mit ihren Terrassen hoch über der Brandung zum Meer öffnen.
‚Il Saraceno’ ist das beste Beispiel: Bei einer guten Flasche Nero d’Avola und einem Thunfischsteak mit Pistazienkruste fühlt man sich auf einem Steg direkt über dem Meer wie Gott auf Sizilien.
Fotos: Christian Euler