Beate Sander, Grande Dame der Geldanlage, zeigt in ihrem Buch “Wohlstand sichern im demografischen Wandel”, wie sich die Zukunft auch in Zeiten des Umbruchs finanziell meistern lässt.
Deutschland altert – trotz Zuwanderung. Heute ist jeder fünfte Bundesbürger 65 Jahre alt, 2060 wird es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes jeder Dritte sein. Mit ihrer stetig älter werdenden Bevölkerung steht die Bundesrepublik jedoch nicht alleine: Der demografische Wandel macht sich längst in sämtlichen Industriestaaten bemerkbar. Nach Schätzungen der OECD soll die Zahl der über 60-jährigen von zurzeit 840 Millionen bis zum Jahr 2050 auf weltweit rund zwei Milliarden steigen.
Diese Entwicklung wird gravierende Auswirkungen auf fast alle Lebensbereiche haben – vor allem aber die Finanzen. Frei nach dem Moto: Wer länger lebt und seinen Lebensstandard halten will, muss sich frühzeitig um die richtige Geldanlage kümmern. „Der demografische Wandel wird einerseits wie die Französische Revolution seine Kinder fressen, andererseits aber auch neue gebären“, bringt es Beate Sander mit markigen Worten auf den Punkt. „Ziehen Sie den Nutzen aus diesen Veränderungen“, fordert die Finanzautorin in ihrem jüngsten Buch „Wohlstand sichern im demografischen Wandel.“
Brisanz erhält das Buch vor dem Hintergrund der Entscheidung der Europäischen Zentralbank, die Leitzinsen auf Null zu senken. „Niemand sollte sich in den Zeiten der abgeschafften Guthabenzinsen enteignet fühlen, sondern beherzt und aktiv handeln“, lautet das Credo von Sander, „weg von der schleichenden Kapitalvernichtung hin zu fair bewerteten, zukunftsträchtigen Aktien.“ Als größte Nutznießer des demografischen Wandels stellt sie – wenig überraschend – das Gesundheitswesen mit seinen Branchen Medizintechnik, Pharma und Biotechnologie heraus. Zum erweiterten Kreis der Profiteure zählt sie die Reisebranche, bestimmte Freizeitsparten und Konsumgüter.
Um dem Leser die Aktienauswahl zu erleichtern, verwendet sie 90 Seiten ihres 263 Seiten umfassenden Buches für eine Tour de Force durch fast alle Branchen, vom Maschinenbau über Internet bis zu Logistik und Robotern – sämtlich mit teils umfangreichen Tabellen der weltweit wichtigsten Vertreter. Bisweilen zeigt sich Sander ratlos, etwa im Kapitel Banken und Versicherungen: „Hier erwarten wir große Veränderungen, aber niemand kennt die Richtung.“ Börsennotierte Indexfonds (ETFs) bekommen ein eigenes Kapitel mit drei Musterdepots für sicherheitsbewusste, erfolgsorientierte und risikofreudige Anleger.
Finanzexpertin Sander beleuchtet nicht nur gut verständlich und praxisbezogen die moderne Geldanlage in ihren vielen Facetten, sondern blickt zudem über den Tellerrand hinaus. Sie streift, mit beängstigenden Zahlen untermauert, auch Themen wie die weltweite Verschuldung oder stellt die – unbeantwortete – Frage, ob der Flüchtlingszuzug Chance oder Risiko für den Arbeitsmarkt bedeutet.
Angesichts der Themenfülle stellt sich gleichwohl die Frage, ob weniger nicht manchmal mehr gewesen wäre. So erscheinen jeweils eine einzige Seite für „Neue Trends in der Arbeitswelt: Durchstarten mit 50+“ oder die „Gen-Analyse als Wachstumstreiber dieses Jahrhunderts in der Medizin“ allzu skizzenhaft. Schade auch, dass das Sachwortverzeichnis Punkte wie Inflation oder Sparplan vermissen lässt.
„Wohlstand sichern im demografischen Wandel“ ist dennoch unbedingt lesenswert – gerade vor dem Hintergrund schwindender Möglichkeiten, positive Renditen zu erwirtschaften. Weil „Deutschland als Angsthasenvolk seit der Jahrtausendwende die Aktienanlage ausgebremst hat“, wünscht man dem Buch eine weite Verbreitung.
Beate Sander „Wohlstand sichern im demografischen Wandel“, Finanzbuch Verlag, München 2016, ISBN 978-3-89879-965-2, EUR 29,99