Als Ellen Nenning und Partner Andreas Mennel Anfang des Jahrtausends den Startschuss für das Projekt Kuschel- und Romantikhotel gaben, waren ihnen ungläubige Blicke, eine gute Portion Skepsis und so manches Kopfschütteln sicher. Die Umbaupläne des traditionsreichen und 1648 erbauten GAMS zu einem Hotel ausschließlich für Erwachsene ließ der Fantasie nicht nur vieler Einwohner des kleinen Örtchens Bezau freien Lauf. Im hinteren Bregenzerwald gelegen gehört die Marktgemeinde zwar flächenmäßig zu den größten Bregenzerwälder Gemeinden, mit gerade einmal gut 2000 Einwohnern wirkt der Ort aber noch immer recht verträumt.
Umso bemerkenswerter daher, dass sich die Gemeinde Bezau beim zuständigen Bauamt in Bregenz für die architektonisch ausgefallenen Baupläne des Neubaus stark machte, die mit dem Verweis auf die ausschließlich eckig gebauten Häuser im Bregenzer Wald zunächst abgelehnt wurden. Diesen Rückhalt der Gemeinde ist sich das Führungsduo bewusst und vergibt 90 Prozent der Aufträge an heimische Handwerksbetriebe, rund drei Viertel der Angestellten kommen direkt aus Bezau und der Region.
Allerlei Ideen von den romantischsten Orten dieser Welt haben Nenning und Mennel derweil für die Ausstattung des Hotels zusammengetragen und ein Hideaway für Verliebte und Romantiker erschaffen. Das 2005 neu an das historische Gebäude angebaute Blütenschloss beherbergt 24 Kuschelsuiten, jede für sich genommen ein kleines Kunstwerk aus sanften Farben und kostbaren Stoffen. Ein riesiges Himmelbett, das mit Vorhängen komplett umschlossen werden kann, am zentralen Platz der Suite wird umrahmt von einem offenen Bad mit eigenem Whirlpool und einer romantischen Sofanische, auf der es sich Paare vor einer kleinen offenen Feuerstelle gemütlich machen können.
Der an die trapezförmig angelegte Suite grenzende Balkon ist so konzipiert, dass die Suite vor allzu neugierigen Blicken der Nachbarn geschützt ist. Noch mehr Exklusivität versprechen die vier Top-of-Suiten, die das Blütenschloss in der obersten Etage krönen. Die Holzverkleidung des Blütenschlosses darf als Hommage an die traditionell mit viel Holzarbeiten gestalteten Häuser des Bregenzerwald verstanden werden. Nicht nur im Neubau ist der Spagat zwischen Orient und Romantik perfekt gelungen, auch im Haupthaus ist mit dem Umbau ein Stück Marrakesch in den Bregenzer Wald eingezogen. Marrokanische Lampen tauchen die “Pur Pur”-Bar-Lounge in ein angenehmes Licht und lassen die kunstvolle Wandverkleidung in Gold und Purpur aufschimmern. Wer möchte blickt bei einem Drink in das flackernde Feuer des offenen Kamins oder widmet sich dem süßlichen Geschmack der Wasserpfeife.
Donnerstags finden sich Gäste vollends auf einer Reise ins Morgenland wieder, wenn die hohen Glasfassaden des Bar- und Rezeptionsbereichs mit schweren Vorhängen verhangen und die Räume mit viel Aufwand für die “1001 Nacht” umdekoriert werden. Statt in Schale werfen sich die Gäste des GAMS an diesem Abend in Bademantel und Schlappen, bis Mittermacht finden in der Wellness Traumwelt “Da Vinci Spa” belebende Aufgüsse und orientalische Reinigungsrituale statt.
Der Spa-Bereich erstreckt sich über 2`000 Quadratmeter und lässt mit Hot Spot-Pool, Cool-Pool, Erdsauna und Dampfbad keine Wünsche offen. Wer einen “Tagtraum” für 71 Euro pro Person bucht, erhält eine entspannende Peelingbehandlung mit Kokosöl und Papaya, während ein exotisches Schönheitsbad inklusive Proseccoüberraschung im Whirlpool der eigenen Kuschelsuite vorbereitet wird.
Weil Liebe eben durch den Magen geht, legt man im GAMS traditionell großen Wert auf eine exzellente Küche. In einem aus dem 19. Jahrhundert stammenden Ballsaal befindet sich das „Goldstück“, eine moderne Schauküche mit viel Glas, Edelstahl und spiegelnden Fliesen, bei der man der Küchencrew beim Zubereiten der Speisen zuschauen kann. Gäste des GAMS sitzen in romantisches Licht getaucht im Romantikrestaurant, im Wintergarten oder im Esszimmer.
Während mittags österreichische Spezialitäten auf der Karte stehen, kreiert Küchenchef Sascha Hoss am Abend lukullische Genüsse auf Haubenniveau. Bereits im Jahr 2000 bekam das GAMS seine erste Haube verliehen, inzwischen führt Gault Millau das „Goldstück“ mit der Auszeichnung von zwei Hauben und 15 Punkten als einer der besten Restaurants Vorarlbergs.
Hotelchefin Ellen Nenning hängt die Bewertung im Gespräch mit Sellawie nicht allzu hoch, sieht das Urteil der Restauranttester vielmehr als schöne Bestätigung und Auszeichnung für das Küchenteam, das bei der Kreation neuer saisonbezogener Speisen auf feinste Gewürze und aphrodisierende Zutaten setzt. Die passende Menübegleitung findet sich leicht in der über 260 Positionen umfassenden Weinkarte mit vielen edlen Tropfen vorzugsweise aus Österreich.
Bemerkenswert elegant, locker und mit der Liebe zum Detail umkurvt das GAMS Genießer- und Kuschelhotel die Gefahr, mit zu viel Romantik kitschig zu wirken. In lockerer Atmosphäre genießen Frischverliebte und Jungvermählte ebenso ihre traute Zweisamkeit und die sich bietenden Ruheinseln wie ältere Paare. Im Sommer 2015 feierte das das wohl romantischste Refugium der Alpen 10-jähriges Jubiläum des neuen Konzepts und ist mit einer Auslastung von weit über 90 Prozent heute beliebter denn je.
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