Wenn sich tausend Skirennläufer und auch solche, die sich dafür halten, alljährlich im Januar auf eine 22 Kilometer lange Skirunde begeben, verfolgen Gäste des Goldenen Bergs in Lech das Spektakel in allererster Reihe direkt an der Piste – edle Tropfen und eine exzellente Haubenküche inklusive.
Wer bei einem der längsten und vielleicht legendärsten Skirennen der Welt dabei sein möchte, braucht nicht viel mehr als ein gutes Timing und etwas Glück. Denn in jedem Jahr sind die auf 1000 Teilnehmer limitierten Startplätze binnen weniger Stunden nach Öffnung des Anmeldeportals vergriffen. Hat man sich eine der begehrten Startnummern gesichert, ist man Teil eines illustren Teilnehmerfelds von Top-Athleten, Hobbyläufern und Prominenten.
Olympiasieger und Lokalmatador Patrick Ortlieb ist bei jedem der bislang zehn Austragungen des Weißen Rings in Lech an den Start gegangen, immer wieder suchen auch einige Prominente wie etwa Boris Becker den besonderen Nervenkitzel auf Skiern. 22 Pistenkilometer und 5500 Höhenmeter gilt es dabei zu absolvieren – nicht immer nur abwärts, sondern zwischenzeitlich mit insgesamt acht Liften immer wieder nach oben. Die Schnellsten brauchen für die traditionsreiche Runde, die seit 2006 als Skirennen ausgetragen wird, eine Dreiviertelstunde.
Dass sich einige der Skienthusiasten vom Wettkampf-Fieber anstecken lassen und sich auf ihrem tollkühnen Ritt über Rüfikopf, Hexenboden, Madloch und Kriegerhorn selbst überschätzen, liegt in der Natur der Sache und endet für manch einen Hobbysportler – Gott sei dank zumeist glimpflich – in den aufgestellten Fangnetzen. „Hirn einschalten“, rät denn auch Patrick Ortlieb und verweist darauf, dass der Weiße Ring bei allem Ehrgeiz noch immer ein Volkslauf sei und nicht selten am Lift entschieden wird.
Sonnenverwöhnte Logenplätze
„Besondere Techniken und Strategien, mit denen sich die Liftzeiten auf ein Minimum reduzieren und die Ideallinien auf der Rennpiste finden lassen, können sich die Teilnehmer des Rennens bereits einige Tage zuvor im Rahmen eines Profitrainings mit Patrick Ortlieb zeigen lassen“, weiß auch Daniela Pfefferkorn vom Hotel Goldener Berg in Oberlech. Auch wenn das Rennen stets zu den Highlights der Wintersaison gehört, nimmt aus ihrer Familie aktuell niemand aktiv am Rennen teil. “Das wäre keine so gute Idee”, spielt die Hoteldirektorin auf die sehr sportliche und ehrgeizige Fahrweise vieler Mitglieder der alteingesessenen Familie an, der das Skilaufen im Blut liegt.
Vater Franz sicherte sich als junger Bursche den Titel des Jugendeuropameisters im Riesentorlauf, Tochter Daniela fuhr als Rennläuferin bereits bei internationalen FIS-Rennen und besuchte das Skigymnasium Stams – ein Eliteinternat, das als Talentschmiede des österreichischen Skisports gilt und bereits zahlreiche Weltmeister und Olympiasieger hervorbrachte. Lässt es ihr Terminkalender zu, fährt die Hotelchefin auch heute noch leidenschaftlich gerne Ski – am liebsten auf ihrer Hausstrecke, die über das Kriegerhorn und Liezen bis hinunter zum Steinmähder führt. Das heutige Rennen genießt die Hundeliebhaberin aber doch auf der Sonnenterrasse des Goldenen Bergs, die nicht nur ein wunderbares Bergpanorama, sondern auch einen erstklassigen Blick auf die Rennstrecke bietet, deren Schlussabschnitt direkt am Hotel vorbeiführt.
Vom Bergbauernhoff zum Alpin SPA
Die Wurzeln des Hauses reichen bis ins Jahr 1230 zurück, als das heutige Hotel als einfacher Bergbauernhof betreiben wurde. 1928 wurde das primitive Gebäude, das damals nur aus einer offenen Rauchküche, einer Wohnstube, drei Schlafräumen und einem riesigen Heustadel bestand, zwangsversteigert und fortan beständig ausgebaut. Zwei Jahre später erfolgte der Spatenstich für den Hotelbau. Heute verfügt der Goldene Berg über 40 Zimmer, die mit traditionellen Elementen, viel Holz und Stein noch immer den alpinen Charme widerspiegeln, inzwischen allerdings mit modernstem Interieur und Luxus ausgestattet sind.
Architektonisch ansprechend präsentiert sich auch der SPA-Bereich des Goldenen Bergs, wenngleich das Schwimmbad für ein Hotel dieser Kategorie vergleichsweise klein gehalten ist und die Temperatur des frischen Quellwassers im Anschluss an einen anstrengenden Skitag doch ein paar Grad höher sein dürfte. Wer nicht mit ein paar forschen Zügen durch das Becken auf Betriebstemperatur kommt, findet aber im beheizten Außen-Panorama-Whirlpool die pure Entspannung – mit herrlichen Blick auf die Silhouette der Berge.
Punkte, Hauben, Raritäten
Spätestens in Sachen Kulinarik fährt der Goldene Berg allerdings endgültig in der Siegerspur im ohnehin gastronomisch verwöhnten Lech, das 2008 von Falstaff und Vöslauer als Weltgourmetdorf ausgezeichnet wurde und im internationalen Vergleich die höchste Dichte an Haubenlokalen vorweisen kann. In zwei äußerst gemütlichen Stuben lädt das von Gault Millau mit 14 Punkten ausgezeichnete Küchenteam um Christian Algner zu traditionellen Gerichten, die mit besten Zutaten aus der Region neu erfunden und nach dem Glyx-Prinzip der Ernährungswissenschaftlerin Marion Grillparzer zubereitet werden.
Von Rinderfilets, die aus Südamerika um die halbe Welt verschifft werden, um bei hiesigen Feinschmeckern auf dem Teller zu landen, hält Daniela Pfefferkorn nicht viel. Die Zutaten bezieht man vorwiegend von heimischen Bauern, die höchsten Wert auf Qualität legen und die man im besten Fall sogar persönlich kennt. “Die Eier stammen von glücklichen Hühnern vom Sennerhof in Rankweil, die Milch von den Kühen des Landwirts Heinrich Egger in Lech, das Gemüse von Bauer Josef Norz aus Kematen und die Süßwasserfische von Güfel Forellen in Meiningen”, belegt Daniela Pfefferkorn eindrucksvoll, dass der Wunsch nach regionalen Erzeugnissen und einer nachhaltigen Landwirtschaft vor der Haustüre im laufenden Betrieb des Goldenen Bergs täglich auch umgesetzt wird. International präsentiert sich jedoch die Weinkarte des Gourmetrestaurants Johannesstübli, auf der sich rund 900 verschiedene Tropfen aus aller Welt finden. Damit zählt der Goldene Berg nicht nur zu den Mitgliedern des ersten Clubs de la Sommelerie, sondern verfügt auch über eine der größten und mit Raritäten gespickten Weinsammlungen Österreichs.
Feinschmecker und Genießer kommen hoch zum Sonnenplateau
Trotz der stetigen Weiterentwicklung hat sich der Goldene Berg seinen familiären Charakter bewahrt und steht damit stellvertretend für das Sonnenplateau Oberlech. Während unten im Dorf der Jet Set flaniert und im Anschluss an den Après Ski in den Edelboutiquen vorbeischaut, ist es im beschaulichen und autofreien Oberlech herrlich ruhig, was vor allem die vielen Stammgäste aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zu schätzen wissen. Diese Entschleunigung ist vielleicht nirgendwo so deutlich zu spüren wie bei einem gemütlichen Fondueabend im Alten Goldenen Berg, der sicher zu den Highlights eines Aufenthalts gehört. Holzvertäfelte, 500 Jahre alte Stuben sorgen für ein traditionelles Ambiente und ein außergewöhnliches Gefühl der Heimeligkeit.
Übrigens: Die nunmehr bereits zehnten Auflage des Weißen Rings in Lech konnte in diesem Winter bei herrlichen Bedingungen Vorjahresseiger Riccardo Rädler in einer Zeit von einer Stunde, sechs Minuten und 43 Sekunden erneut für sich entscheiden. Der von Patrick Ortlieb aufgestellte Streckenrekord mit 44 Minuten und 35 Sekunden aus dem Winter 2005/2006 hat damit weiterhin Bestand.
www.lech-zuers.at, www.goldenerberg.at, www.dasrennen.at
Fotos: Goldener Berg, Sven Heckle