Riesige Schweizer Kuhglocken an der Decke, wie Schokoladentafeln aussehende Wände und Minibars in Tresoren. An den verschiedensten Orten im Hotel begegnet man den Scherenschnitten aus dem Berner Oberland. Das im März vergangenen Jahres eröffnete Hotel Kameha Grand in Zürich mit seinen 245 Zimmern uns Suiten unterscheidet sich bewusst von der im Design eher zurückhaltenden Konkurrenz in der Limmat-Stadt.
Einer Sterne-Klassifizierung wollte sich Hotelgründer Carsten K. Rath erst gar nicht unterwerfen. „Das passt nicht zu unserem Anspruch als herzliche Gastgeber“, sagt der unkonventionelle Manager, der das Hotel lieber als “Grand Hotel anno 2015” sehen mag. Eine gewisse Verrücktheit bei der Inneneinrichtung gehört für den Autor des Buches ‚Sex bitte nur in der Suite’ zum Konzept. Nicht umsonst heißt Kameha im Hawaiianischen „das Einzigartige“ Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Nur drei Monate nach der Eröffnung rangierte es im Hotelrating der SonntagsZeitung unter die Top 10 der besten Schweizer Stadthotels.
Während das YOU (zum Zeitpunkt unseres Hotelbesuchs geschlossen) vom Guide Michelin mit einem Stern und vom Gault&Millau mit 15 Punkten dekoriert wurde, besticht das italienische Restaurant L’UNICO mit seiner breiten Auswahl von Nudelgerichten aus der hauseigenen Pasta-Manufaktur nebst erstklassigem Fleisch und frischem Fisch. Zubereitet werden die Speisen an der Live-Cooking-Station. Von der Decke hängt ein gigantischer Pastateller, an den Gängen stehen überdimensionierte Amphoren. Achtzig Prozent der Zutaten stammen direkt aus Italien. Kein Wunder, denn Küchenchef Igino Bruni ist stolz auf seine sizilianischen Wurzeln und möchte das die Gäste schmecken lassen: So verwendet der Hobbysportler in seinem Tiramisu Marsala statt Amaretto. Selbst ein gewöhnlicher Caprese wird zum Geschmackserlebnis, weil Bruni feinsten Büffelmozzarella und dreierlei Tomatensorten verwendet.
Eine Sünde wert ist auch ein sizilianischer Klassiker zum Dessert: Cannolo (dt. ‚kleines Rohr’) Siciliano, ein knusprig-krosses Brandteigröllchen mit einer süßen cremigen Füllung aus Ricotta und Vanille. Dazu ein der Limoncello, den Bruni Original nach dem Rezept seines Vaters zubereitet und man wähnt sich in seinem Heimatland. Genau das ist es, was der Mann aus San Leone, der seit 2008 in der Schweiz arbeitet, erreichen will: Die Gäste sollen sich wie in den Ferien in Italien fühlen. „Der Duft der Pasta aus der hauseigenen Manufaktur und die frische Zubereitung an der Live-Cooking-Station schaffen eine Atmosphäre wie am Küchentisch einer italienischen Mamma“, bringt er es mit seiner charmant-lockeren Art auf den Punkt. Der überaus freundliche und zuvorkommende Service rundet das Abendessen ab.
Das hauseigene Motto „Life is Grand“ spiegelt sich auch in den Themensuiten wider. Während die ‚Poker Face Suite’ mit einem großen Poker- und die Gentleman Suite mit einem Roulettetisch ausgestattet sind, finden sich in der ‚Serenity Suite’ Yoga-Accessoires und Duftkerzen, während Fitnessliebhaber in der ‚Workout Suite’ auf dem Laufband und an der Hantelbank ihren Körper stählen können. Wie im gesamten Hotel geht das stylische Design auch hier nicht zu Lasten der Gemütlichkeit.
Übernachten wie im Orbit lässt sich in der 115 Quadratmeter großen ‚Space Suite’, die Wissenschaft und Kunst zusammenbringt und die von dem Künstler Michael Najjar entworfen wurde. Computerstimmen, NASA-TV und bewegende Installationen erinnern an ein Leben im Weltraum. Der Tribut an die extraterristische Exkursion: Das Wohnzimmer ist fensterlos, die Wände grauweiß und kahl und es gibt nur zwei Fernsehprogramme, die zwei Live-Cams der internationalen Raumstation oder eine erlesene Auswahl an Science-Fiction-Filmen bereit halten. Das schwebende Bett erinnert an den schwarzen Monolithen aus Stanley Kubricks Science Fiction-Epos „2001: Odyssee im Weltraum“.
Die vor allem in rot und schwarz gehaltene ‚Burlesque Suite’ wiederum ist eine Liebes-Oase der besonderen Art. In der Mitte steht ein rundes, überdimensioniertes Kingsize-Bett, daneben ein Koffer voller erotischem Spielzeug. Für Paare, die die teils allzu seichte Story des Bestsellers „Fifty Shades of Grey” aufpeppen wollen, gibt es zum Valentinstag am 14. Februar erstmals das so genannte “50 Shades of…you”-Arrangement.
Dann gibt es zusätzlich eine Flasche Champagner, das Frühstück im Bett und Roomservice während des ganzen Tages. Ein professionelles Fotoshooting nebst professionellem Make-up sowie ein Posen-Coaching wahrt die Erinnerungen für die Ewigkeit – oder zumindest so lange, wie die leidenschaftliche Liason der Liebenden besteht. Romantiker mit einem Faible für das Verruchte können dieses Arrangement auch über den Valentinstag hinaus buchen – ab 1.990 Franken pro Nacht.
Fotos: Kameha Grand Zürich
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